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Große Bilder des kleinen Malers

Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) flankiert von Schiele und Klimt. Bei der sensationellen Linz09-Ausstellung „Toulouse-Lautrec. Der intime Blick“ in der OÖ. Landesgalerie trifft ab 28. 2. dieses „göttliche“ Kunst-Dreigestirn aufeinander. Der Countdown startet am 6. 2. mit dem Museumsball. Landesmuseen-Direktor Peter Assmann im Interview mit Lautrec-Medienpartner OÖN.

OÖN: Eine Toulouse-Lautrec-Ausstellung mit getanztem Auftakt. Wie wird der unter dem Motto der Belle Epoque stehende Ball gestaltet?

Assmann: Wir werden diese Atmosphäre des Paris um die Jahrhundertwende aufgreifen. Die durchaus zweideutige Welt der Cabarets, das Viertel Montmartre – all diese Klischees wie eine Landkarte aufzeigen. Das Museum wird selbst zum Montmartre. Das zieht sich durch, von der Crêperie bis zu Cancan-Tänzerinnen, wie sie stets künstlerisches Thema für Toulouse-Lautrec waren.

OÖN: Was uns zur Ausstellung bringt. Der Titel „Der intime Blick“ verweist auf einen ganz besonderen Zugang.

Assmann: Ja. Der Titel bezieht sich darauf, wie Toulouse-Lautrec in seiner sozial determinierten Situation als Abkömmling eines der führenden Adelshäuser Frankreichs und seinem tiefen Eintauchen in die Halbwelt seinen Blick auf die Menschen strukturiert. Dazu kommt seine besondere Perspektive, die er als Körperbehinderter eingenommen hat.

OÖN: Er litt an einer Erbkrankheit, zu deren Symptomen auch Zwergwüchsigkeit zählt, und kam über eine Körpergröße von 1,52 m nicht hinaus. Und – er hatte sich als Teenager beide Beine gebrochen. Lässt sich das tatsächlich in den Arbeiten erkennen?

Assmann: Eindeutig: Sein Blickwinkel war ja durchaus fast der eines Liliputaners. Das hat eine ganz spezielle Untersicht ergeben. Er hat seine Menschenbilder ganz stark von unten her aufgebaut und im Moment festgehalten. Das ermöglichte auch diese besondere Schnittstelle zwischen privat und öffentlich. Durch diese spezielle Position erreichte er eine frappante Unmittelbarkeit der auftretenden Personen.

OÖN: Sie werden dafür rund hundert Gemälde und Druckgrafiken aus vielen Museen der Welt hier in Linz vereinen.

Assmann: Das ist extrem schwierig gewesen, diese Sachen zusammenzutragen. Jedes einzelne Bild musste mühsam erkämpft werden. Mit dem Lautrec-Musée Albi haben wir den Deal, dass dafür eine Kubin-Ausstellung dort gezeigt werden kann. Und das war der Schlüssel. Denn wenn Albi nicht mitspielt, spielt das Musée d’Orsay nicht mit. Und wenn das d’Orsay nicht mitspielt, dann kriegst du die Internationalen nicht. Aber so bekommen wir jetzt einiges aus privaten Sammlungen und auch eine ganz, ganz tolle Arbeit vom Metropolitan Museum New York.

OÖN: Lässt sich etwas über den Versicherungswert sagen?

Assmann: Sagen wir’s so: es ist eine sehr, sehr teure Ausstellung. Alles in allem sind wir nahe der Million Euro.

OÖN: Wird die Ausstellung das ganze Museum umfassen?

Assmann: Wir haben das ganze Haus diesem Thema gewidmet, aber in unterschiedliche Ausstellungen gegliedert. Toulouse-Lautrec wird im zweiten Stock sein, hier kann man die Werkentwicklung des Künstlers nachvollziehen. Auch anhand früher, nicht so bekannter Arbeiten, in denen er sich mit Pferden, dem Aspekt des Landlebens beschäftigt. Das geht bis hin zu den berühmten Casino-Szenen und sogar Blicken ins Bordell.

OÖN: Es soll ja auch ein Bezug zu Klimt und Schiele hergestellt werden?

Assmann: Ein eigener Raum wird sich auf die Wiener Präsentation von Toulouse-Lautrec vor exakt hundert Jahren beziehen. Davon ausgehend behandeln wir den Einfluss, den er auf Egon Schiele und Gustav Klimt hatte.

OÖN: Mit einer Gegenüberstellung der Arbeiten?

Assmann: Das wird sich durch Leihgaben aus dem Leopold- und dem Wien-Museum sehr schön nachvollziehen lassen. Bei Klimt ist es nicht so augenscheinlich, aber bei Egon Schiele ist es echt „striking“!

Dazu setzen wir dann Kubins „Körperbilder“ im Kubin-Kabinett. Für das gotische Zimmer im ersten Stock ist es uns gelungen, aus Bremen einen Teil jener druckgrafischen Exponate zu bekommen, die damals in Wien zu sehen waren. Wie immer in der Landesgalerie schlagen wir aber auch eine Brücke zum Gegenwärtigen. Diesmal im Wappensaal mit fotografischen Arbeiten der deutschen Künstlerin Claudia Angelmaier, die sich mit Bildtraditionen beschäftigt.

OÖN: Ist ein Ausstellungsprofi wie Sie noch nervös vor so einer Sensations-Präsentation?

Assmann: Nun: es steckt ja ein unglaublicher organisatorischer und versicherungstechnischer Aufwand dahinter, der nun reibungslos ablaufen muss. Sagen wir es so: Ich bin in freudiger und – aufgrund einer starken Verkühlung – auch „fiebrig“-angespannter Erwartung.

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