Thomas
Feuerstein erschafft durch digitale Insekten-Anordnungen eine
Porträtgalerie von Marx und Darwin bis herauf zu Luhmann und Habermas
Drosophila-Pixel
bilden Denker-Porträts? Allemal besser als die Philosophie macht die
Fliege! Nicht frisurentechnisch gewählte Köpfe sind es, die
Thomas Feuerstein
in einer über mehrere Jahre entstandenen Werkgruppe durch digitale
Insekten-Anordnungen darstellt: Von Kalibern wie Karl Marx, Adam Smith
und Charles Darwin bis herauf zu Niklas Luhmann, Jürgen Habermas und
Antonio Negri reicht die nunmehr abgeschlossene Porträtgalerie des
Medienkünstlers (Jg. 1968), der auch selbst Philosophie studiert hat.
Die ästhetisch wie intellektuell imposante Serie
Soziale Emergenz konfrontiert
das Bild politischer Theoretiker, die das Verhältnis von Mensch und
Gesellschaft behandelt haben und behandeln, mit jenen Vorstellungen,
die sich zum wuseligen Versuchstierchen der Gentechnologie auftun.
In
einem die ruhige Rastergrafik-Reihe ergänzenden, ebenfalls
schwarz-weißen Video schließlich lässt Feuerstein - von den Galerien
Elisabeth & Klaus Thoman (Innsbruck) und Lelong (Zürich) vertreten
- die animierten Fruchtfliegen scheinbar unkoordiniert schwirren, um
sich zum Bildnis des Darwin-Vetters und Eugenik-Begründers Francis
Galton zu formieren. Auch dafür ist Thomas Feuerstein, der sich mit
Organisation und Struktur von Subjekten in Staat und Markt befasst -
und mit dem Institut für Mikrobiologie zusammenarbeitet - mit dem
RLB-Kunstpreis 2006 ausgezeichnet worden. Das Haupt von Herrn Hobbes
und die Videoarbeit sind in der Wettbewerbsausstellung zu sehen. (pen/
DER STANDARD, Printausgabe, 5.7.2006)