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29.12.2005 - Kultur&Medien / Medien
Künstler: "Aufregung wie bei Janet Jacksons Nippel"
Carlos Aires: "Die Pornografie liegt in den Augen jener, die sich das anschauen."

 Österreich ist in der Erregung über die EU-Plakate der "25 Peaces" auf dem Niveau der USA bei "Nipplegate" angelangt - zumindest nach der Meinung desjenigen Künstlers, der mit seiner Darstellung von drei Menschen beim Sex, die dabei Masken von George Bush, Jaques Chirac und Queen Elizabeth tragen, für einen Gutteil jener Aufregung sorgte. "Die Pornografie liegt in den Augen jener, die sich das anschauen", sagte Carlos Aires in einem Telefonat von Antwerpen mit der APA.

"Ich bin überwältigt", sagte Aires zum Grad der Erhitzung, die seine Plakate sowie die Darstellung einer nur mit einem blauen EU-Slip bekleideten Frau von Tanja Ostojic in Wien erzeugt haben. "Ich wusste schon, dass ich es mit einem heiklen Thema zu tun hatte. Jeder, der Politik mit Sex vermischt, zeigt auf 'unberührbare' Themen". Doch "ich hätte mir nie gedacht, dass das so hochgeht". Nun scheint es ihm in Österreich "wie beim Nippel von Janet Jackson in den USA - eine ganze Nation ist in diesen Skandal eingetaucht".

Das Bild sei nicht pornografisch, sondern "naiv oder ironisch", so Aires. Es sei "völlig klar", dass das Bild "eine Bühne, einen Set" zeigt, und ein Tribut an Pier Paolo Pasolini ist, betont Aires. "Und man sieht kein Geschlechtsorgan". Aires habe zuletzt mit im World Wide Web gefundenen Bildern von Katastrophen gearbeitet. "Plötzlich hatte ich diese Vision von Entscheidungsträgern, die eine Orgie haben, während um sie herum alles zusammenbricht. Die Kriegs- und Katastrophenbilder, die überall zu sehen sind, sind zehntausendmal schwerer anzusehen. Aber das scheint niemanden zu kümmern".

Wollte er provozieren? "Ich glaube nicht, dass es eine Provokation ist". Angst um die Entwicklung jener Kinder, die den "Rolling Board"-Motiven ausgesetzt sind, hat er "natürlich keine": "Sex ist Teil jeder Erziehung. In vielen Auslagen sind provokantere Bilder. Und auch online sehen die Kinder schreckliche Bilder ohne Kontrolle".

Hat er Angst, dass seine Motive nun entfernt werden? "Zumindest haben die Leute sie gesehen, und es gab eine Reaktion. Mit der möglichen Entfernung sind wir wieder bei diesen Machtpositionen, die ich ansprechen will: Ich habe keine solche Machtposition, ob die Motive bleiben oder nicht liegt nicht in meiner Hand. Ich werde mich jedenfalls sicher nicht an ein Rolling Board anketten, um das zu verhindern". (APA)

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