Der zweite Streich | |
Teil 1 der Ausstellung "Der Körpererfüllte Raum fort und
fort" war der bildenden Kunst gewidmet. Jetzt folgt das Theater.
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Mit nacktem Oberkörper, blond gefärbten
Haaren und fleischfarbenen Cargo-Pants betritt Chris Haring die zur
Black-Box verwandelte Bühne der Linzer Landestheater Dependance/
Kammerspiele. Zu Straßengeräuschen beginnt sich der Tänzer langsam um die
eigene Achse zu drehen. Je lauter der Lärmpegel, desto schneller werden
die Drehungen, bis die Szene an einen rotierenden Kreisel erinnert. Überraschende Projektionen
Entgrenzung des menschlichen Körpers D.A.V.E. ist eine Performance von Chris Haring und Klaus Obermaier, die
sich mit der Entgrenzung des menschlichen Körpers durch Gen-, Bio- und
Computertechnologie beschäftigt. Zum ersten Mal wurde D.A.V.E. bei der Ars
Electronica 2000 aufgeführt, die Sex im Zeitalter seiner
reproduktionstechnischen Überflüssigkeit thematisiert hat.
Ebenfalls mit dem menschlichen Körper beschäftigt sich die Ausstellung
"Der Körpererfüllte Raum fort und fort", im Centrum für Gegenwartskunst in
Linz, bei der D.A.V.E., im 2. Akt der Ausstellung vom 22.1 - 4.3.2001,
erneut zu sehen ist. Grenzen verschwimmen Ausgangspunkt der Ausstellung ist ein autobiografischer Text von
Adalbert Stifter, wonach sich das Individuum durch den ihn umgebenden Raum
definiert und wahrnimmt. Ein weiterer Aspekt ist das Verschwimmen der
Grenzen zwischen bildender Kunst und dem Theater. Während die Bühnenkunst in den letzten Jahrzehnten immer mehr von
Raumkonzepten bestimmt wurde, gewinnt in der bildenden Kunst die
Inszenierung immer mehr an Bedeutung. Gerade das moderne Tanztheater
bedient sich ihrer Formen. Neben abstrahierten Bühnenbildern sind auch die
Handlungen oft nur Ausschnitte von Geschichten, die dahinter stehen. Das
Publikum wird zu Assoziationen eingeladen. Walking to Schwarzbach
Dazwischen immer wieder kurze Anweisungen des Regisseurs Robert Poole.
Am Ende der Performance sind die Flächen des Raumes - und die eine oder
andere Hose eines Besuchers - übersät von Farbflecken; die Schnittstellen
einer ins Unendliche projizierten Bewegung. Kindheitserinnerungen Bei der Vorbereitung der Performance unter der Leitung von Georg Ritter
und Robert Poole, dem Ballettdirektor des Linzer Landestheaters, haben
sich die Tänzer eindringlich mit dem Stifter-Text "Mein Leben"
auseinandergesetzt. Darin werden Stifter als Kind die Füße vom
Wagenschmiermann mit Pech bestrichen. Im Anschluss läuft der Bub ins Haus
- die "Sauerei" ist perfekt. Basierend auf eigenen Erlebnissen entwickeln
die Tänzer eine Choreografie, in der die Ereignisse interpretiert
werden. Schwarzbach machen Schwarzbach war jener böhmische Ort, in dem Adalbert Stifter seine
Jugend verbrachte. Während der Monarchie wurde dort in großen Mengen
Graphit abgebaut. Die gesamte Umgebung war deshalb mit einer schwarzen
Staubschicht überzogen. In seiner Erzählung "Mein Leben" beschreibt
Adalbert Stifter, wie er als Kind Kienspäne der Länge und Breite nach
übereinander gelegt hat und so "Schwarzbach gemacht" hat. Diese Geschichte
interpretiert Georg Ritter als ersten künstlerischen Akt von Stifter. Als Weiterentwicklung des Textes werden die Zuschauer aufgefordert,
selbst kreativ zu sein und ebenfalls "Schwarzbach zu machen". Fantasien,
Empfindungen und Gedanken sollen den Tänzern erzählt werden, die diese
dann in die Performance einbauen und interpretieren. Weitere Termine von "Walking to Schwarzbach": am 3., 10., 17. und 24.
Februar 2001 Link: O.K
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