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12.06.2003 - Kultur News
KRINZINGER PROJEKTE. BILDSTRENGE - GALERIE LINDNER. FARBE UND RAUM - GALERIE HILGER, STENOGRAMME


kunstraum

Mit ein paar strengen Moskau-Fotografien hinterließ Igor Moukhin vor einem Jahr im Rahmen einer russischen Group-show einen starken Eindruck. Eine umfangreichere Auswahl aus den letzten sieben Jahren stellt nun die eine Hälfte der Ausstellung. Ihre Qualität liegt in der Spannung zwischen fotografischer Präzision und dem kühnen Blick auf die nicht gleich sichtbaren Facetten der Gesellschaft. Moukhin spürt vor allem der Faszination von Begegnungen vor nächtlicher oder nebliger Kulisse nach. Für Wien hat sich Moukhin das Gleiche vorgenommen und den Moskauer Blick darüber gestülpt. Das führt beim Großteil der Arbeiten zu biederen Bilderergebnissen. U-Bahnstationen allein als Schauplatz sind kein Garant für gelungene Fotos. (VII., Schottenfeldg. 45, bis 5. Juli).

GALERIE LINDNER. FARBE UND RAUM

Sind es Wanderskulpturen? Skulpturenbilder? Objekte? Malerei? Die Schnittstelle davon sucht Heiner Thiel mit seinen konkaven Wandreliefs. Gefertigt aus vorfabrizierten Segmenten von Kugelgebilden aus Aluminium, verdanken sie ihre homogene Farbgebung einem Säurebad. Die scheinbare Eliminierung der Subjektivität bricht sich in schillernder Raumwirkung, denn die Farbe ändert sich je nach Lichteinfall und Betrachterstandpunkt, wird bald tiefer, bald zarter. Also doch Malerei? Gerade die Suche nach Balance zwischen traditionellen Bezugsgrößen macht den Reiz dieser Arbeit aus. (VI., Schmalzhofgasse 13/3; bis 27. Juni).

GALERIE HILGER, STENOGRAMME

Mit ihrem auf 150 Blätter angelegten Werkblock beweist sich Maria Bußmann als einfühlsame Zeichnerin. In den wie zufällig hin gestreuten Blättern verhandelt die Künstlerin "Sichtbares und Unsichtbares", so der Titel. Als sollte sich die Zeichnung in ihrer Eigenschaft als gelenkte, händisch geführte Linie materialisieren, flicht und spinnt die Würzburgerin den Strich zu assoziativen Ketten. Ein Kosmos tut sich auf - surreal anmutend. Dazu kommen Hinweise auf die digitalisierte Ära. Einen simplen Abgang hinterlässt ein Mobile aus Papierfliegern, die Bomben abwerfen (I., Dorotheergasse 5; bis 24. Juni). Johanna Hofleitner



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