VN Sa, 13.4.2002

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Welt

Chronik
Notdienste
Wohin
Leserbriefe
TV
Motor
Gesundheit
Immobilien
Karriere
Reise
Feuilleton
Bücher
Wissen u.Technik
VN-Heimat

Anzeigen






Feuilleton 

Übermalung kontra Kopfstand

Vaduz (VN-ag) In einer kleinen Auswahl konfrontiert die Galerie am Lindenplatz in Vaduz derzeit das grafische Werk zweier Künstlergrößen. Während der eine mit seinen Übermalungen zudeckt, wähnen Ewiggestrige die Bilder des anderen immer noch verkehrt herum aufgehängt - Arnulf Rainer und Georg Baselitz.

Die "zeitgeistige Auseinandersetzung - die Welt steht Kopf und manches würde man gerne zudecken" - sieht Galerist Kurt Prantl als Gemeinsamkeit, die ihn veranlasste, zwei in der internationalen Kunstwelt hinlänglich bekannte, aber grundverschiedene Künstler zusammenzubringen. Zudem wagt die Konfrontation einen Blick in die Zukunft, denn während Werke von Baselitz bereits seit längerem zu den Beständen der Galerie gehören, ist eine größere Ausstellung mit Arnulf Rainer in Planung.

Schaffen und Zerstörung

Als "Malerei, um Malerei zu beenden" umschrieb Arnulf Rainer (geboren 1929), apostrophiert als der österreichische Vorzeige-Avantgardist, seine Übermalungen. So radikal und destruktiv diese Eingriffe ins Bild einerseits wirken mögen, so gewähren sie andererseits neue Einblicke, indem sie Vergangenes in die Gegenwart holen, aktualisieren. Inhaltlich dominieren in Vaduz, durchaus repräsentativ für das Gesamtwerk, die Porträts und die Auseinandersetzung mit dem Thema Kreuz. Mit dem kleinformatigen Blatt "Im Gebüsch" reicht die Schau nicht nur bis in die aktuelle Gegenwart, die durch Rainer vertretene Kaltnadeltechnik stellt zudem einen ziemlichen Kontrast zu den grob strukturierten, plastisch wirkenden Holzschnitten von Georg Baselitz dar.

Geboren 1938 als Hans-Georg Kern, später nach seinem Geburtsort Deutschbaselitz in Sachsen benannt, verkörpern auch seine Arbeiten Aspekte von Schaffen und Zerstörung, wenn er seine Motive in Malerei und Grafik seit den späten 60er Jahren auf den Kopf stellt. Blätter aus verschiedenen grafischen Serien von Baselitz dokumentieren die Nähe zur Malerei, aber auch ihre Eigenständigkeit. Zugleich verkörpern sie in der Bearbeitung eine gewisse Nähe zur Bildhauerei und tönen damit einen weiteren interessanten Aspekt an.

Die Ausstellung ist in der Galerie am Lindenplatz in Vaduz bis 19. April geöffnet, Dienstag bis Freitag, 10 bis 18, Samstag, 10 bis 16 Uhr.

Arbeit von Georg Baselitz. (Foto: Galerie am Lindenplatz)




Feuilleton 

Zum Seitenbeginn