Kultur/Medien | 26.09.01 | www.DiePresse.at |
Die Bibel und die Muse
Sakrale und profane Plastiken Harry Rosenthals werden in der Wiener Michaelerkirche präsentiert.
Ab Donnerstag, dem 27. September, beherbergt die
Michaelerkirche die Ausstellung "Sakrale und profane Plastiken" des gebürtigen
Österreichers Harry Rosenthal. Die rund 60 Exponate umfassende Schau wird mit
der Überreichung eines Bischofsstabs an Kardinal Erzbischof Christoph Schönborn
eröffnet. Vor der Michaelerkirche sind derzeit zwei Skulpturen Rosenthals zum
Thema Freiheit ausgestellt - sie veranschaulichen die profane Dimension seines
Werkes. Im Innenraum herrschen dann religiöse Themen vor, im Refektorium
dominiert das Thema Musik.
Diese erste große Ausstellung Rosenthals in
Österreich ist ein Zeichen der Versöhnung, betont der Künstler, der 1922 in Wien
geboren wurde und als Sechzehnjähriger vor den Nazis nach Paris flüchtete, wo er
vom Judentum zum Protestantismus konvertierte und seine Kunst autodidaktisch
entwickelte. Jetzt lebt Rosenthal in Mailand.
In seiner Kunst versucht er,
"der Geste den Vorzug zu geben", und schließt die rauhen, dünnen Bronzefiguren
in glattgeschliffene Kreise ein. "Ich glaube tief an die Muse, die mir wie eine
mysteriöse Kraft etwas aufzwingt", sagt Rosenthal. Dennoch bietet die betont
biblische Thematik wenig Originalität, und formell ist eine Annäherung an
Giacometti nicht zu übersehen, auch wenn Rosenthals Figuren "nicht so statisch,
und daher optimistischer" als jene Giacomettis sind. bal
Bis 4. November,
tägl. 10 bis 18 Uhr.