DiePresse.com

DiePresse.com | Kultur | Kunst | Artikel DruckenArtikel drucken


"Picasso und die Meister": Kunst für zwei Milliarden Euro

07.10.2008 | 11:58 |  (DiePresse.com)

In Paris werden 220 Werke von Picasso und seinen zahlreichen Vorbildern von Rembrandt über El Greco bis Goya gezeigt. "Es ist, als hätte jedes Museum uns seine Mona Lisa geliehen" freut sich die Kuratorin.

Die neue Schau "Picasso und die Meister" in Paris gehört zu den teuersten und spektakulärsten der letzten Jahrzehnte. In der Ausstellung im Grand Palais werden nicht nur die bedeutendsten Werke des Spaniers vereint, sondern auch Meisterwerke seiner zahlreichen Vorbilder. Zu denen gehören unter anderem Rembrandt, El Greco, Goya, Ingres, Velázquez, Zurbarán, Manet, Cézanne und Renoir. Die insgesamt 220 Werke, von denen ein Teil im Louvre und im Musée d'Orsay zu sehen sind, sind Schlüsselwerke aus den großen Museen der Welt. "Das ist so als hätte jedes Museum uns seine Mona Lisa geliehen", sagte Anne Baldessari, Kuratorin der Ausstellung und Leiterin des Pariser Picasso Museums. Der Wert der von diesem Mittwoch, dem 8. Oktober, bis zum 2. Februar 2009 ausgestellten Werke wird auf mehr als 2 Milliarden Euro geschätzt.

Picasso: "Gibt keine Vergangenheit in Kunst"

"Picasso liebte alle Maler. Er konnte stundenlang vor einem Bild stehen und es betrachten. Er hatte keine Vorurteile", erklärte die Kuratorin. Dies erklärt auch die erstaunliche Anzahl seiner Vorbilder, die aus ganz unterschiedlichen Epochen stammen und verschiedensten Stilrichtungen angehören.

Picasso selbst hat sich von einem Prinzip leiten lassen: Das zu malen, was ihn interessiert. "Für mich gibt es in der Kunst weder eine Vergangenheit noch eine Zukunft: Die Kunst der Griechen, der Ägypter, der großen Maler, die zu anderen Zeiten gelebt haben, ist keine Kunst der Vergangenheit. Vielleicht ist sie heute lebendiger denn je", erklärte er Künstler 1923.

Was Picasso von den Meistern lernte

Und so sind seine Bezüge und Inspirationsquellen mehr als nur zahlreich: Seine "La Coiffure" (Die Frisur) aus dem Jahr 1906, die eine junge Frau bei ihrer Toilette abbildet, zeigt Ähnlichkeiten mit dem gleichnamigen Gemälde von Pierre Auguste Renoir, das zwischen 1900 und 1901 entstanden ist. Nicht nur der Titel, auch die Bildkomposition stellt eindeutige Bezüge zu dem Werk des Impressionisten dar. Picasso entdeckte Renoir, ebenso wie Paul Cézanne, Paul Gauguin und Edouard Manet, als er Paris erstmals 1901 besuchte.

So wird Picassos "Blaue Phase" zwischen 1901 und 1905 auf den Einfluss von Manet zurückgeführt, aber auch auf den von El Greco, der in einer Gegenüberstellung des Greco-Gemäldes "Die Heimsuchung Mariä" verdeutlicht wird.

Die Ausstellung ist nach Genres gegliedert. Bei den Porträts, unter anderem Picassos magische "Fernande mit schwarzer Mantilla", Goyas "Die Gräfin von Carpio" und Manets "Lola von Valence" fällt die ähnliche Kopfhaltung der Frauen und der karge Realismus auf. Die Selbstbildnisse Picassos sie die seiner großen Meister gegenübergestellt, wobei sich in diesem Fall die Ähnlichkeit nur auf das Genre beschränkt.


© DiePresse.com