Salzburger Nachrichten am 21. Juni 2005 - Bereich: kultur
Kulturpolitik im Wiener Wahlkampf

Arbeiterkammer Wien reduziert Betrieb im Wiener Theater "AKzent" - Krach mit der Gewerkschaft

Hedwig KainbergerWien (SN). Gewerkschaft gegen Arbeiterkammer, das ist Brutalität vor allem dann, wenn in Wien der Wahlkampf begonnen hat. "Die Arbeiterkammer begräbt ihre Kulturpolitik unmittelbar vor der Wiener Wahl", kritisierte Paul Skrepek, Vorsitzender der Gewerkschaft für Kunst, Medien, Sport und freie Berufe (KMSfB) am Montag. Zuvor hat der Hauptausschusses der KMSfB per Resolution der Wiener Arbeiterkammer vorgeworfen, das Theater "AKzent" im vierten Bezirk de facto zuzusperren und 54 Arbeitsplätze zu gefährden. Der Verlust einer solchen Spielstätte sei ein "schwerer Schlag für den Kulturstandort Wien" und habe "negative Auswirkungen auf die Theaterschaffenden, das künstlerische und technische Personal und den Wirtschaftsstandort Wien", heißt es in der Resolution. Die Gewerkschaft protestiert gegen die Kündigungen, die die Arbeiterkammer Wien als Träger im Mai ausgesprochen hat.

In der AK Wien hält man dem entgegen, dass von den 19 Vollzeitbeschäftigten fünfzehn per Ende September gekündigt seien, die anderen 20 bis 35 Mitarbeiter seien Teilzeit- oder geringfügig Beschäftigte. Für jene Gekündigten, die nicht in der AK Wien unterkämen, gebe es einen Sozialplan. Außerdem: Das Theater AKzent werde nicht geschlossen, sondern mit fünf fix Beschäftigten weitergeführt und "neu ausgerichtet", versichert Wolfgang Mitterlehner von der AK Wien. "Neu ausgerichtet" bedeutet eine Reduktion des Spielplanes, die ein neuer Geschäftsführer - ab Mitte Juni Michael Sturm statt Johann Mahler - umsetzen wird. Die Zahl an Vorstellungen von derzeit 300 bis 350 pro Saison dürfte verringert werden. Statt eigenem Programm und Koproduktionen wird das Theater zum Teil vermietet. Die AK Wien wird allerdings weiter dafür bezahlen. Der bisherige Spielbetrieb hat 600.000 bis 700.000 Euro gekostet, künftig ist die Zuwendung mit 363.000 Euro begrenzt.

Die Arbeiterkammern haben laut Gesetz die Aufgabe, nicht nur wirtschaftliche, berufliche und soziale, sondern auch kulturelle Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten. Daraus entstanden in Wien das 1954 gegründete "Volkstheater in den Außenbezirken", das die AK Wien zuletzt 2003 mitfinanziert hat, sowie das 1989 eröffnete Theater AKzent. Das Kulturbudget der AK Wien - einst umgerechnet fast drei Mill. Euro pro Jahr - wurde im Jahr 2002 auf eine Million Euro verringert.