Von Kargl bis Senn

Eine bunte Mischung präsentieren die Galerien in der Wiener Schleifmühlgasse: Von Balkanreisen über utopische Weltkultur bis zu irritierenden Pflanzenwelten.


Die Galerie Georg Kargl zeigt bis zum 2. November jüngste Arbeiten der konzeptuellen Künstlerin Inés Lombardi. Es sind Fotografien und Videofilmen von einer Reise die sie im Jahr 2000 zwischen Rheinmündung und Donaudelta führte. Auf jener Wasserstraße, die noch vor zehn Jahren zu wirtschaftspolitischen Utopien eines gemeinsamen Rhein-Donauraum führten, bewegte sie sich auf Tankern langsam fort.

Inés Lombardi
Inés Lombardi

Überholte Utopien

Der Krieg in Jugoslawien veränderte die Situation dramatisch. Der Balkan wurde zum verelendeten Land, in dem der Westen hofft, am wirtschaftlichen Neuaufbau zu profitieren. Lombardi durchwandert auf ihrer Fahrt die imaginierten Grenzen vom reichen Norden bis zu den Grenzen des ausgeschlossenen Balkans, vorbei an zerbombten Brücken, die an Nato Bombardements erinnern.

Das Fließen

Ihre Fotos die sie bei Georg Kargl ausstellt, haben die Bewegung dieser Reise im Auge. Gezeigt wird fließendes Wasser, Wolkenmeere, Wellen und kaum sichtbare Horizonte. Der Verlust von Zeit und Raum stellt sich beim Betrachten dieser Bilder ein. Die zeitliche Dauer der Reise wird somit nachvollziehbar.

Terrestisches

In der bereits dritten Einzelausstellung des Bildhauers Thomas Stimm stellt die Galerie König diesmal in Produkte von SOYLENT GREEN vor. Hinter diesem Begriff, eine Hommage an den gleichnamigen Film von Richard Fleischer aus dem Jahr 1973, verbirgt sich ein "neues planetarisches Bewusstsein", welches Thomas Stimm gemeinsam mit Uta Weber, seit 1995 konsequent in seiner künstlerischen Arbeit umsetzt. Die beiden Künstler wollen mit künstlerischen Konzepten, die mit Form, Farbe, Muster und Sounds spielen, zu einer neuen Identität unseres Heimatplaneten beitragen. Es soll eine Sinnlichkeit entstehen, die für alle Bewohner dieses Sterns TERRA eine gemeinsame Plattform darstellen könnte.

Neue Sinnlichkeit

Mit ihrer Arbeit versuchen sie, den Namen TERRA für den Planeten Erde zu etablieren. TERRA sollte als Name der Beginn und die Basis terranischer Kultur sein und für jedes Lebewesen dieses Sterns der Begriff von Heimat bedeuten. Die künstlerische Produktion besteht aus Editionen. Der Verlag der beiden Künstler nennt sich BEST OF OUR PLANET PRODUCTION und beinhaltet die Labels TERRANIAN WEAR, TERRANIAN COMFORT, TERRANIAN CULTURE und TERRANIAN FOOD.

Die Ausstellung bei Christine König ist bis zum 25. Oktober zu sehen.

Hans Peter Hoffmann

Hans Peter Hofmann
Hans Peter Hofmann

Die Galerie Kerstin Engholm zeigt bis zum 2. November großformatige Bilder des Schweizer Malers Hans Peter Hofmann. Es sind biologische, florale Formen, die da entlang der Leinwände schlingern. Fast schon plastisch erzeugen sie Räume, Knoten, Schichtungen, Verdichtungen, die dem Auge ein Muster nahe legen, das es bereits zu kennen glaubt. Aber Hofmann bricht seine Bildinhalte vehement auf. Es ist eine poppige Farbigkeit, die vom Naturhaften wegführt. Vereinzelt sieht man Totenköpfe, die durch das Bild kollern. Hofmann spielt mit Wahrnehmungsebenen und führt den Betrachter gekonnt in die Irre. Dem Rezipienten sind die Gebilde vertraut, es gibt Wiedererkennungseffekte aber letztlich ist es doch ein Neuarrangement von Farbe Form und Gegenständlichkeit.

Galerie Senn

Hans-Jörg Mayer / ©Bild: Galerie Gabriele Senn
Hans-Jörg Mayer / ©Bild: Galerie Gabriele Senn

Am obersten Ende der Schleifmühlgasse befindet sich die Galerie Gabriele Senn, die erst 2000 zu den 1999 in der Schleifmühlgasse eröffneten Galerien hinzustieß. Mit ihrer letzten Ausstellung "Paint Bear" von Richard Jackson hat sie fröhliche amerikanische Aktionskunst präsentiert.

Die textilen Welten der deutschen Künstlerin Cosima von Bonino wurden davor präsentiert. Nun stellt die Galerie Senn den 47-jährigen deutschen Maler Hans-Jörg Mayer vor. Unter dem Titel "Vague Vanity" sind Bildtafeln zu sehen auf denen Schriftbilder in den Hintergrund zoomen. Laut Pressetext verwandelt Mayer "Glitter in Perlen". Das wird bei der Vernissage zu beweisen sein.

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