Kultur/Medien | 26.09.01 | www.DiePresse.at |
Licht, Farbe, Zeit
Ernst Caramelle, polyglotter Künstler aus Tirol, arbeitete sich in die Raumflucht der Wiener Bawag Foundation auf jene subtil reduktionistische Weise ein, für die er bekannt ist. Der Titel: "Image Bank".
Er geht auf leisen Sohlen und schafft mit seinen
Raummalereien, Raumzeichnungen stets eindrücklich stille Situationen im
Wechselspiel zwischen Vorgegebenem, Realem, und seiner Reaktion darauf. Sie ist
das Resultat weit zurückreichender Bemühungen eines sogenannten
Konzeptkünstlers. Zu seinen Verwandten zählen jene, die unter den Begriff
"Konkrete Poesie" fallen.
In die sich schlauchartig öffnende Raumzone der
Wiener Bawag Foundation hat sich Ernst Caramelle mit entsprechenden
Akzentuierungen hineingefühlt und -gearbeitet. Er betont den Sockelbereich mit
dunklen, abgestuften Segmenten und reagiert auf Wandteilungen, Deckenträger im
weißen Ambiente durch das Einfügen rechteckiger Flächen-Körper aus Wasserfarben
in gebrochenen, fein bearbeiteten Tönen. So entsteht das für ihn kennzeichnende
Wechselspiel zwischen der vorgegebenen und mit ihm korrespondierenden
Konstruktion.
Bestimmt wird sie vor allem durch ein genau ausmessendes,
kalkuliertes System des Zu- und Auseinander von Form und Gegenüber, Bewegung und
Stillstand.
Brigitte Huck, die Kuratorin, betont Caramelles Werkprägung durch
extreme Langsamkeit - eine Methode, die "von der Subtraktion lebt, in einer Welt
der unbegrenzten Akkumulation".
Im Souterrain breitet der Künstler dann eine
Palette seiner Arbeiten auf Papier mit Hilfe des Sonnenlichts aus. Diese
"Sonnenbilder" mit ihren Raumschichtungen und -öffnungen in einem Vor, Zurück
und Dazwischen sind einem langen Vergilbungsprozeß mit semiphotographischen
Mitteln zu verdanken, die zu feinen Nuancierungen führen.
Nach einer
Personale in der Wiener Secession vor acht Jahren handelt es sich hier um eine
der seltenen Möglichkeiten, Einblick in das Schichtenwerk eines Künstlers zu
nehmen, der sich seit 1980 zwischen New York, Frankfurt und Karlsruhe bewegt.
Dazwischen - von 1986 bis 1991 - hatte er folgenreich als Gastprofessor an der
Wiener "Angewandten" gewirkt.
"Image Bank" wird nur in Dokumenten überleben
und sollte aus diesem Grund in situ erlebt werden.
Bis 25. November,
tägl. 10 bis 18 Uhr. Führungen: Samstag, Sonntag 15 Uhr.