Einfallsreichtum von frischer Schärfe
Der Wiener Curt Stenvert (1920 - 1992) wird in einer reich- haltigen Retrospektive im Belvedere als Künstler gezeigt, dessen Werk eine Wiederentdeckung absolut wert ist.
An Selbstbewusstsein mangelte es Curt Stenvert nicht. Schon in den 1970er-Jahren verlangte der österreichische Künstler für schlichte, kleine Blätter Schillingbeträge im höheren fünfstelligen Bereich. Und wenn er sagte "Große Kunst hat immer Sinn", meinte er nicht zuletzt seine Kunst.
Eine fabelhafte Ausstellung zeigt nun, dass Stenvert tatsächlich ein Künstler war, dessen Stellenwert (abseits der eigenen Einschätzung) zu korrigieren ist. Zweifellos nach oben. Und das in unterschiedlichsten Bereichen. Denn Stenvert war ein experimentierfreudiger Erfinder nicht nur im gezeichneten, gemalten, geklebten Bild. Auch Objekte und Installationen weisen einen Einfallsreichtum auf, dessen frische Schärfe sich erhalten hat.
Nicht zuletzt ist der Avantgardefilmer Steinwendner (so der Geburtsname des Mulitkünstlers) wieder zu entdecken. "Der Rabe", 1951 von Edgar Allan Poes Gedicht angeregt, gilt als Pionierbeispiel für den heimischen Experimentalfilm. Für "Venedig" gab es 1962 in Berlin einen Silbernen Bären.
Als Curt Stenvert schuf der Wiener ab 1969 ein schillerndes Werk, dessen viele Fassetten in der von Harald Krejci mit Sinn für das Wesentliche gestalteten Schau beispielhaft vorgeführt werden.
Sehr spannend auch Stenverts Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Umwälzungen der 1960er- und 1970er-Jahren. "Kunst als soziales Medium" ist die Kapitelüberschrift, unter der pointierte, keineswegs nostalgisch anmutende Arbeiten in Gegenüberstellung zu solchen von Duchamp, Richard Lindner, Wolf Vostell, Daniel Spoerri und anderen präsentiert werden, erhellende Dialoge ermöglichen.
Curt Stenvert. Bis 15. Jänner. Unteres Belvedere Wien. www.belvedere.at
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