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Es gibt Zusammenhänge, in denen die Fotografie einer Matratze keine ganz so unangenehmen Gefühle auslöst. Bei Katrina Daschner tauchen die Abbilder von Matratzen jedoch in einem Kontext auf, der sexuelle Gewalt in der Familie thematisiert und wo die "lebensgroßen" Aufnahmen der Schlafstätten mit Titeln wie "Karl und Tochter" versehen sind.
In der "labyrinthartigen Installation" hängen die Fotografien an den Wänden und bilden so als "reale" Orte sexueller Gewalt das Setting für eine subtile Annäherung an das Thema, das Daschner mit Bezug auf das Theaterstück "Täter" von Thomas Jonigk aufgearbeitet hat.
Während dieser die familiären Gewaltverhältnisse laut Pressetext in "brutaler Deutlichkeit" formuliert, arbeitet die Künstlerin mit Textfragmenten, Soundcollagen, Stickereien und einer Rauminstallation, die die Betrachter am Ende in eine mit Baumstämmen angedeutete klassische "Angstumgebung" versetzt: Auf einem Bildschirm leuchtet der Mond, über Kopfhörer hört man das von Eva Jantschitsch und Sabine Marte fast zu schön interpretierte Volkslied "Es waren zwei Königskinder", in dem neben dem Inzestmotiv auch sexueller Missbrauch angedeutet wird.
In der Mitte des ersten Raums befindet sich ein viereckiger Komplex, an dem außen die reduzierten (Text-)Bilder hängen und in den auf der Rückseite ein Gucklock auch Einblick gewährt: Man sieht ein Kleid, dem mehrere eingearbeitete Strick-Dildos etwas Diven- artiges verleihen. Es erzählt von Strategien der Selbstermächtigung, die nicht nur einen optischen, sondern vor allem einen thematischen Lichtblick eröffnen.
Vorher muss man jedoch durch das von Daschner inszenierte "TäterIn"-Profil, das sie mit ihren unspektakulären Bildern nicht ins Abnorme abschiebt, sondern als einen integralen Bestandteil unserer Gesellschaft sicht- und besprechbar macht. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.1.2008)