Kultur

Die Frauen und die anderen Rätsel

09.10.2007 | SN
Im Kunstforum Bank Austria bereitet man sich auf die Ausstellung "Der Kuss der Sphinx - Symbolismus in Belgien" vor, die am 16. Oktober eröffnet wird.

ERNST P. STROBL Brügge, Brüssel (SN). Wer heute durch die belebten Gassen von Brügge schlendert, kann sich kaum vorstellen, dass ausgerechnet ein Roman mit dem Titel "Bruges-la-Morte" des Journalisten Georges Rodenbach nicht nur Erich Wolfgang Korngold zu seiner Oper "Die tote Stadt" inspirierte, sondern der über Jahrhunderte dem Niedergang ausgelieferten westbelgischen Stadt wieder neues Leben einhauchte. Der symbolistische Text war auch eine Art Startschuss für belgische Künstler um die vorletzte Jahrhundertwende gewesen. Sie wendeten sich Motiven aus der Mythologie oder Allegorien aus der Bibel zu, um hinter den Augenscheinlichkeiten der Umwelt den "wirklichen Hintergrund" aufzuspüren, in andere Ebenen des Daseins vorzudringen und die Spiritualität im Alltäglichen zu entdecken.

Im Kunstforum Bank Austria werden ab 16. Oktober die herausragenden Vertreter des Symbolismus mit einer Auswahl von rund 100 Werken präsentiert, Kunstforum-Vizedirektorin Evelyn Benesch ist zugleich Kuratorin der Ausstellung. Jüngst war sie in Belgien unterwegs, um ausgewählten Journalisten mit einer von Flanderntourismus (www.flandern.at) organisierten Kunstreise nach Brügge und Brüssel die enge Verbindung der symbolistischen Künstler mit ihrer Heimat näher zu bringen.

Brügge hat mit der Ehre als Europäische Kulturhauptstadt 2002 - schon 2000 ist das Backstein-Gesamtkunstwerk von der UNESCO zum Weltkulturerbe geadelt worden - einen touristischen Aufschwung genommen, der bis heute nachwirkt. Abgesehen davon, dass Belgien von Wien aus mit mehreren Flügen täglich erreichbar ist, kann man Flandern leicht mit dem Zug bereisen. Und Brügge lohnt einen Ausflug allemal. Obwohl etwa der Hauptvertreter des Symbolismus, Fernand Knopff, nur wenige Kindheitsjahre in Brügge verbracht hatte, kam er in seinem künstlerischen Werk immer wieder darauf zurück. Das an einer Gracht gelegene Haus der Familie ist heute ein Hotel, das Wasser aber und die gotische Architektur prägen viele der Bilder von Fernand Knopff. Im Groeningemuseum etwa steht man - nach einem faszinierenden Rundgang zu den flämischen Malern wie Jan van Eyck oder Hans Memling - vor dem Knopff-Bild "Secret-Reflet", einem zweiteiligen Bild mit einer vampartigen Priesterin und einer spiegelnden Ansicht eines gotischen Details vom Sint-Jans-Hospitals Brügge.

In der Hauptstadt Brüssel wiederum, im Königlich-Belgischen Kunstmuseum, hängt Knopffs Bild "Liebkosungen" und zeigt einen Hermaphroditen, der sich an eine Sphinx schmiegt. Dieses Werk vom Rang einer Ikone des Symbolismus wurde - nach der großen Fernand-Knopff-Retrospektive im Salzburger Museum der Moderne 2004 anlässlich der Festspielproduktion von Korngolds "Die tote Stadt" - im Kunstforum Bank Austria schon einmal gezeigt. Es war in der "Eros"-Schau, weshalb man nun darauf verzichtet.

Man darf sich dennoch auf die Kunstforum-Ausstellung freuen und sich einlassen auf den Symbolismus mit seiner rätselvollen Auslotung der Grenzen zwischen Realität, Traum und Zweifel, Erlösung und Untergang. Und es wird nicht zu übersehen sein, dass die belgischen Künstler enormen Einfluss ausübten auf Heroen der Kunstgeschichte wie Edvard Munch, aber auch auf Gustav Klimt und andere Jugendstilkünstler, später sogar auf Expressionisten und Surrealisten.

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