Zwei Stockwerke darüber saugt am Samstag sonnenheißer Stein den Gewitterschauer wie ein Schwamm auf: Genauso schlucken die Mauern die Worte der etwa aus Paris, Basel oder Berlin angereisten Fachleute - allerdings ohne nachhallendes Donnerwetter.
Mut zur Lücke
Ammann mahnt weiter. Falsch sei es, beim Sammeln ständig auf das Konstrukt von Galerie, Markt und Sammler zu schielen. Eigenverantwortlich kaufen und nicht, weil es ein anderer tut: "Das ist peinlich!" - Museen sehen sich aus budgetären Gründen vielerorts gar nicht mehr in der Lage, zu sammeln - zumindest nur mit "Mut zur Lücke". Ohne private Financiers geht nichts mehr, ist man sich einig. Mit den Sammlern müsse man sich arrangieren, die Entscheidungshoheit bewahren und temporären Leihgaben ebenso eine Absage erteilen wie dem De-Assessment, dem Veräußern von Sammlungsstücken. Dadurch würde vor allem jene Haltung etabliert: "Geldprobleme? Na dann verkauft doch etwas?"
Den Wiener Museumsfürsten drückt der Schuh jeweils woanders: Während Edelbert Köb (Mumok) überlegt, wo etwas für die Sammlung abzuknapsen sei, empfindet es Peter Noever (MAK) als Zynismus, wenn nicht mehr das gesammelt werden kann, was uns selbst betrifft. Klaus- Albrecht Schröder (Albertina) aber plagt sich vor allem mit den Gattungsgrenzen einer "Grafischen Sammlung" und damit, niemanden anderem ins Gehege zu kommen. Näher, im Sinne gemeinsamer Strategien, kam man sich nicht. - Ammann hilft nach. Gegenüber dem STANDARD riet er den Kollegen: "Die Diskussion, wer und was gekauft wird, ist überflüssig." Wenn auf höchstem Niveau das Gleiche gemacht und der gleiche Künstler gekauft wird, müsse man das etablieren und Synergien schaffen indem man aufeinander zugeht. Und auch wer die entsprechenden Türöffner zu den Vorstandsetagen habe, müsse in die Künstler-Ateliers gehen: "Es braucht ständiges Feuer und Leidenschaft für die Sache der Kunst." (DER STANDARD, Printausgabe, 06.06.2005)