Sammlung Essl Klosterneuburg: Selbstbildnisse
Entfremdung und Narzissmus
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Wie stark Sigmund Freud, den die Psychologie nicht mehr ernst
nimmt, immer noch für die Künstlerinnen und Künstler nachwirkt, zeigt sich
in der Schau "Reisen ins Ich. Künstler/ Selbst/ Bild", die bis 3. Februar
in der Sammlung Essl in Klosterneuburg präsentiert wird. Das Kuratorenteam
Gunda Luyken und Siegfried Gohr hat sechs Themenbereiche folgend
gruppiert: Selbstbeobachtung, Narzissmus, soziale Rollen, KünstlerInnen,
Selbstironie und Anderssein, die nicht immer schlüssig sind, denn viele
Selbstbildnisse treffen mehrere dieser Aspekte. Die Ausstellung
beginnt mit Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Martin Kippenberger und
Francesco Clemente - einem Mix an Positionen. Rainer kehrt aber später,
unter anderen Aspekten wieder. Chronologisch wäre mit dem
Selbstverständnis des Künstlers im modernen, aber bürgerlichen Interieur
von Carl Moll und mit den eigenwilligen Schönberg-Selbstporträts zu
beginnen, denen in sensiblen malerischen, fast selbstverleugnenden Figuren
Zoran Music auch im Raum am Ende folgt. Dazwischen sind die Frauen mit
ihren neuen Sichtweisen auf Körper und Umwelt wie Valie Export, Elke
Krystufek oder die in mythische, befremdliche Erzählungen eintauchende Uli
Aigner sowie die dem "Ich ist ein Anderer" (Rimbaud) folgende Christina
Doll mit ihren Kleinplastiken sowie die Aktionisten - hier vor allem durch
Brus vertreten - geordnet. Interessante Neuentdeckung mit
Ähnlichkeiten zum Körperempfinden der Lassnig (allerdings in der
Fotografie) ist die Kanadierin Tania Kitchell, die wie die ironischen
Rollenspiele Attersees in seiner Frühzeit oder die Selbstbefragungen im
sozialen Umfeld von Golbert & George wiederum eine Vielzahl an Bezügen
zu Mach, Popper, Borges u. a. aufweisen. Chuck Close schließt seinem rein
malerischen Experiment auch eine narzisstische Selbstbeobachtung an und
Oberhuber laviert sich ebenso zwischen die Pole an Möglichkeiten.
Ebenfalls in der interessanten Vielfalt zu finden, die ohnehin den
Betrachtern die letzte Deutung überlässt: Markus Lüpertz, Tracey Moffatt,
Marc Quinn und Judith Zillich.
Erschienen am: 22.11.2001 |
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Sammlung Essl Klosterneuburg: Selbstbildnisse
Jüdisches Museum: Ludwig- Meidner- Retrospektive
Quer durch Galerien
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Jüdisches Museum: "Displaced. Paul Celan in Wien 1947/1948"
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40
Aussteller in der Wiener Hofburg:
Quer durch Galerien
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