Die Ameise arbeitet, die Grille singt
Ausstellung. In der Berufsvereinigung bildender Künstler bewerben sich zwölf Teilnehmer um den Förderpreis des Landes.
EVA PITTERTSCHATSCHER SALZBURG (SN). Eine Fabel von Jean de La Fontaine erzählt davon, wie emsig sich die Ameise während des Sommers darum kümmert, Vorräte für die harte Zeit anzuschaffen, während die Grille einfach zirpt, singt und spielt. Als es ernst wird, muss die Grille bei der Ameise vorstellig werden, ihr Nahrung für die Winterzeit zu leihen.
Das ist gewissermaßen die poetische Grundlage für die neue Ausstellung in der Berchtoldvilla. Sie fragt: Wie viel „Grille“ braucht eine Ameise? Und wie viel „Ameise“ braucht eine Grille? Die Schau wurde am Freitag eröffnet.
Zwölf Künstlerinnen und Künstler konkurrieren unter diesem Motto um den Förderpreis des Landes Salzburg. Zu sehen sind Kunstwerke unterschiedlichster Gattungen und Richtungen, gearbeitet wurde mit Porzellan, Wolle, Seidenpaier, Schaumstoffwürfeln, Keramik, Aluminium oder Holz. „Zweckform“, „Verloren“, „Häutung einer Närrin“ oder „Der Knick im Sofakissen“ lauten einige der Werktitel.
„Die Verbindung von Kunst und Wirtschaft war die Idee“, erläutert die Kuratorin Marianne Dodillet das Ausstellungsthema. In beiden Tieren seien die jeweiligen menschlichen Typen zu finden. „In der Gestalt der Grille versteckt sich der Künstler, in der Ameise der wirtschaftlich arbeitende Mensch.“ Das Thema beziehe sich immer auf das Menschliche und solle keine Illustration von Tieren sein.
„Auf rot-gelb-blauen Farbtafeln werden homo-ludens-homo-faber-Positionen skizziert und die eigene Verstrickung in beiden Welten reflektiert“, schrieb Michael Scheiner unter seine Arbeit. Das Bild solle eine Spannung in sich zeigen, ein Wechselspiel von Grille und Ameise, so beschreibt der Künstler sein Werk.
„Muße und Pflicht“ heißt das Kunstwerk von Christine Bandmann. Auch hier wird das Thema Kreativität und Vernunft – und ihre Wechselbeziehung – aufgegriffen.
Die Grille wurde zur Tänzerin, als Symbol für die Kunstform und für die Lust und Freude am ekstatischen Leben. Vier starre Köpfe, die für Ordnung und Recht sorgen, stehen hingegen für die Ameise und sind Symbol für Gesetz, Ordnung und Pflichterfüllung. Der künstlerische Mensch führe ein Schattendasein in einer gesetzlosen Welt, so beschreibt Bandmann grundsätzliche Überlegungen.
Die Botschaft der Ausstellung: In einer Welt ohne Grillen gibt es auch keine Ameisen, Grillen brauchen Ameisen und umgekehrt.
Der Preisträger oder die Preisträgerin des Förderpreises des Landes Salzburg wird am 28. August in einer Midissage bekannt gegeben. Bis September ist die Ausstellung „grille + ameise“ zu sehen. Öffnungszeiten: Di, Mi., Do., 12.30 bis 17 Uhr, Fr., 12.30 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr. www.artbv-salzburg.com