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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
16. Jänner 2008
17:27 MEZ
Foto: Sotheby's
Bacons Selbstporträt wechselte bei Sotheby's für 43 Mio. Dollar den Besitzer und führt die Londoner Liste an.

Kunstmarkt: Francis Bacon Superstar
In der abgelaufenen Auktionssaison regierte der Superlativ wie nie zuvor: Zahlreiche Zuschlagsrekorde

... – in dieser Größenordnung nur in London und New York – besserten die Umsätze der Auktionshäuser gewaltig auf.


London/New York – Noch ist nichts offiziell. Die beiden Auktionsgiganten Christie's und Sotheby's lassen sich mit der öffentlichen Bekanntgabe ihrer Bilanzen Zeit. Bei Christie's soll sich das 2007-Total um die sechs Milliarden Dollar bewegen. Etwas mehr Transparenz bietet Sotheby's als börsennotiertes Unternehmen. Die in den weltweiten Auktionssälen erzielten Umsätze summierten sich auf 5,33 Milliarden Dollar. Im Vergleich zu 2006 (3,66 Milliarden Dollar) entspricht dies einem Zuwachs von 45,55 Prozent, gegenüber 2005 (2,69 Milliarden Dollar) sogar um mehr als 98 Prozent.

Dieses Wachstum war nicht auf New York beschränkt geblieben. In Nordamerika scheffelte man mit 2,63 Milliarden Dollar (plus 43,4 Prozent) im Verhältnis zwar den größten Umsatzanteil, aber auch in Asien stieg die Nachfrage um 45,66 Prozent (401 Millionen Dollar), noch 2001 und 2002 waren die Umsätze hier unter 150 Millionen Dollar gelegen. Inwieweit der schwache Dollar als Umsatzbremse fungiert, ist noch nicht absehbar. So manches Einzelergebnis spricht dagegen, etwa der Londoner Top-Zuschlag (Francis Bacons Selbstporträt, 21,58 Millionen Pfund oder 43 Millionen Dollar), der von einem amerikanischen Bieter bewilligt wurde. Sowohl in Großbritannien (1,61 Milliarden Dollar) als auch in Kontinentaleuropa (484,46 Millionen Dollar) verzeichnete man ein Umsatzwachstum von etwas mehr als 48 Prozent.

Die beiden wichtigsten Marktplätze sind New York und London geblieben. Bei Sotheby's zeichnen die beiden Metropolen für 84 Prozent der Einnahmen verantwortlich. Der Hauptanteil der Umsätze entfällt mit je 25 Prozent auf Impressionist & Modern Art sowie die Sparte Möbel und Dekorative Kunst, gefolgt von je 18 Prozent, die Zeitgenössisches und Bildende Kunst beitragen. Der Anteil aus Gemälden Alter Meister ist mit sechs Prozent mittlerweile auf annähernd dem gleichen Level wie jener von Juwelen (fünf Prozent). In den Rankings der höchsten Auktionszuschläge spiegelt sich die Spartenaufteilung nicht, dafür hat Sotheby's gegenüber dem Jahr davor sehr deutlich an Terrain gewonnen: 2006 war man in der Liste der zehn höchsten Ergebnisse weltweit zweimal vertreten, 2007 stieg der Anteil auf sieben solcher Spitzenresultate. In London – gemessen an den Wertvolumina dieses Rankings wächst der Markt hier langsamer als in New York, ist dafür aber stabiler – ist man mit dem Mitbewerb gleichauf.

Anders in New York, wo Christie's im Kampf um Rekordzuschläge gegenüber Sotheby's deutlich zurückstecken musste und nur mehr vier von zehn Platzierungen hält.

Wie sensibel die boomendste aller Kunstmetropolen bleibt, zeigen die Schwankungen der Wertvolumina der Top-Ten-Ergebnisse der vergangenen Jahre: 2005 belief sich dieser Wert auf 189,49 Millionen Dollar und stieg 2006 – auch dank der historischen Versteigerung der Bloch-Bauer-Gemälde bei Christie's – um fast 155 Prozent auf 482,82 Millionen.

Von 2006 auf 2007 sackte dieser Wert jetzt um 2,3 Prozent auf 471,36 Millionen Dollar – seit 2005 entspricht dies dennoch einem Wachstum von stolzen 148,7 Prozent. Der größte Unterschied gegenüber 2006? Zumindest in den Spitzenrängen ist es offensichtlich: Die Protagonisten des frühen 20. Jahrhunderts und der Klassischen Moderne haben ihre Regentschaft den Stars der Sparte Contemporary & Post War übergeben.

Der Beliebteste unter ihnen, mit drei Zuschlägen in einer Preisklasse von 43 bis 52,68 Millionen Dollar, war Francis Bacon. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.1.2008)


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