Kultur

Von Amors Pfeil zur Pumpgun

05.10.2007 | SN
"True Romance": Die Schau in der Kunsthalle Wien zeigt historische und aktuelle Allegorien der Liebe

ERNST P. STROBL Wien (SN). Liebe, Love, Amore und so weiter. Leider kommt das Wort "Liebe" auch in "beliebig" vor und das ist der erste Eindruck beim Rundgang durch die Kunsthalle Wien. Dort wurde am Donnerstag die Ausstellung "True Romance" eröffnet, als Wanderausstellung, die nach Wien (bis 3. Februar 2008) noch in München und Kiel zu sehen sein wird.

Der Anspruch der von der Hamburger Kuratorin Belinda Grace Gardner initiierten Schau ist zu umfassend ausgefallen. Rund 150 Werke von 90 Künstlern mit einem Anteil der zeitgenössischen Kunst von fast 70 Prozent ergeben ein Sammelsurium mit einem Duft von Namedropping. Ausgangspunkt sind die Gedichte des italienischen Renaissancelyrikers Franceso Petrarca, der sich die reine Liebe an die ferne Laura vom Herzen sang und damit lange Zeit die Liebesdichtung und die bildende Kunst beeinflusste. Auch Giorgione - die Leihgabe stammt aus dem Kunsthistorischen Museum - malte eineinhalb Jahrhunderte später noch ein "Bildnis einer jungen Frau (Laura)". Venus und Amor sind natürlich die zentralen mythologischen Personifikationen der Liebe, verführerisch die eine, mit dem liebesstiftenden Pfeil der andere. Amor, übrigens von Venus und Mars gezeugt, ist aber nicht nur ein süßes Knäblein, das Spaß und Freude verbreitet. Sein Pfeil kann auch Hass hervorrufen. Da sind die zeitgenössischen Künstler natürlich unverblümter in der Darstellung der Schattenseite. Das wiederum entlockte Kunsthallendirektor Gerald Matt beim Pressegespräch das Bekenntnis, dass ihm nicht so sehr an der Lieblichkeit des edlen Gefühls gelegen habe, sondern eher an den dunklen Seiten. Pumpgun statt Amors Pfeil sozusagen.

Die Allegorien der Liebe reichen vom sittlich reinen Paar eines Pieter de Hooch aus dem 17. Jahrhundert über erotisch knisternde Paare, wie sie etwa Gustav Klimt ("Liebe" aus dem Wien-Museum) malte, bis hin zu explosiv-surrealen Fantasien von Barnaby Furnas.

Franz von Stuck - die Villa Stuck in München ist als Koproduzent die nächste Station der Ausstellung - malte ein herrisch schauendes Männlein, "Amor Imperator", die Kunstgeschichte überbrückt Lois Renner raffiniert, der in eine seiner gewohnten Ateliersituationen Caravaggios "Amor ist Sieger" einbaute. Bis weit in die Intimsphäre geht Nan Goldin in ihren Fotografien. Jean-Jacques Lebels "Reliquienschrein für einen Venuskult" bildet nicht nur das Wort "Amor" ab, sondern auch eine Bildergalerie für Pornojäger. Zu sehen im Allegorienreigen sind auch zwei der Schmetterlingsbilder von Damien Hirst, mit denen er einst den Eliette-von-Karajan-Kunstpreis der Salzburger Osterfestspiele einheimste. Im Rahmen dieser üppigen Ausstellung haben sie allerdings jede Sprengkraft verloren.Information: www.kunsthallewien.at

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