Salzburger Nachrichten am 14. Jänner 2006 - Bereich: Kultur
KULTURHAUPTSTADT 2006

Feiern in Patras

"Wir haben gewettet, dass wir die Organisation des europäischen Kulturhauptstadtjahres Patras 2006 erfolgreich durchführen werden", hatte Griechenlands stellvertretender Kulturminister Petros Tatoulis im September 2005 in einem Grußwort erklärt. "Wir werden diese Wette mit harter Arbeit und guter Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden gewinnen."

Drei Monate später

sahen die Wettchancen für den Minister schon nicht mehr ganz so gut aus. Anfang Jänner, kurz vor den offiziellen Auftaktfeiern für die europäische Kulturhauptstadt Patras 2006, trat der Komponist Thanos Mikroutsikos aus Protest gegen schwere "organisatorische Fehler" als künstlerischer Direktor zurück. Mit der panischen Nominierung seines Assistenten Aléxis Alatsís als neuen Direktor konnten die Organisatoren das Eingeständnis eines chaotischen Managements nicht mehr verhindern: Die für 10. Jänner geplanten Feiern mussten verschoben werden.

Mit viertägiger

Verspätung wird also heute, Samstag, in der Hafen- und Karnevalsstadt der Beginn des Jahres gefeiert, in dem sich Griechenland als kultureller Mittelpunkt Europas präsentieren soll. Das Organisationschaos dürfte noch nicht beseitigt sein: Die offizielle Internetseite www.patras2006.gr gibt als Eröffnungstag noch immer den 10. Jänner an, die Domäne www.patras2006.com wird gar von einer tschechischen Design-Firma um 300 Euro zum Kauf angeboten.

Patras ist

mit etwa 170.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Griechenlands und, wie Bürgermeister Andreas Karavolas betont, Griechenlands "größtes Tor zum Westen". Gemeinsamkeiten und Unterschiede der europäischen Kultur will die Kulturhauptstadt mit ihrem Programm feiern. Die Eröffnungsausstellung ist Leonardo Da Vinci gewidmet. In thematisch wechselnden Perioden stehen Musik, Literatur, Theater und Bildende Kunst im Mittelpunkt. Auf die Verbindung von Genres und Epochen wird dabei Wert gelegt: So ist ein Auftritt des Jazzvibraphonisten Gary Burton mit dem "Orchestra of Patras" angekündigt, in einem Schwerpunkt werden "Zeitgenössische Annäherungen an das antike Drama" präsentiert. Die Ausstellung "20 Years of European Capitals" widmet sich jenen Städten, die bisher den Titel "Europäische Kulturhauptstadt" trugen. Die erste war 1985 übrigens Athen.pac