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vom 04.06.2005 - Seite 029
Präzision und Augenzwinkern

Von der Ordnung der Natur handelt eine Ausstellung im Linzer O.K. Von der Veränderung der Objektnatur im Wirken des Schweizer Künstlers Roman Signer eine andere.

VON FRANZ THEK

Die von Signer belegten Räume im Centrum für Gegenwartskunst bieten eine Werkschau des Biennale- und documenta-erfahrenen Schweizers, aber auch extra für diese Ausstellung angefertigte Objekte.

Signer arbeitet nach einem Lustprinzip, das sich dem Betrachter ungeachtet eines auch manchmal kritischen Hintergrunds offenbart. Mit einem Hinweis auf die Vergangenheit des Kulturhauses meint der Künstler: "Das soll nicht so langweilig sein, wie in der Schule. Das wäre schlimmʼ"

Gedanken-Choreografie

Die Exponate sind aber weit weg von einem Gähnen. Wenn man schon den Mund öffnet, dann des Staunens und Schmunzelns wegen. "Ich bin kein statischer Bildhauer, mich interessiert die Veränderung", stellt Signer klar. Und er geht nach einer eigenen strengen Choreographie vor.

Was in einem Raum wie ein Ferienlager aussieht, ist eine typische Signer-Szenerie. Ein halber Kajak steht da aufgerichtet, ein Häuschen lüftet per Knopfdruck die Dachflächen, der Hut auf einem Tisch kann dem Wind aus einem Gebläse nicht standhalten, ein Wegweiser ist verbogen und zeigt zur Erde und in Metallwannen dümpelt ein Paar Ski im Wasser. "Schnee ist auch Wasser", wird im Schweizer Tonfall logisch erklärt.

Roman Signers Objekte sind Ereignis-Skulpturen, die in der Gegenwart zum Leben erweckt werden oder aus der Vergangenheit Nachwirkung zeigen. Letztere sind in der Regel auf Bildschirmen zu sehen.

Etwa der "Steirische Wald". Spiralförmig angelegte Löcher in einer Betonfläche wurden mit Birkenschösslingen bepflanzt. Mit ihrem Wachstum werden die Bäume wohl den Beton sprengen.

Per Video miterleben können Besucher auch den Tod eines Mini-Helikopters in einer Holzkiste. Wieder real ist ein weißer Ballon in einem abgedunkelten Raum, in dem das Dröhnen von Bombern aus dem 2. Weltkrieg zu hören ist. Ein Bedrohungsszenario.

Luft als bewegender Faktor

Signer werkt vielfältig und lässt gerne Luft für sich arbeiten. Ein schwebender Tisch gibt Zeugnis davon und erinnert ein wenig an das Bild von Marilyn Monroe, auf dem ihr Kleid durch einen Luftzug von unten nach oben strebt.

Eine ironische Arbeit zum Kommunikationswahn ist eine Telefonzelle über der sich ein Rotor dreht. Wer den Hörer abnimmt, kann das Sausen der bewegten Luft hören.

Schon vor Betreten des Kunsthauses kann man ein Signer-Werk beobachten. Ein vom O.K ausgesandter Wasserstrahl plätschert auf das Dach des gegenüber liegenden Ursulinenhofs. Befruchtung eines Kulturhauses durch ein anderes?

Über die Austellung "Die Ordnung der Natur" werden die OÖN gesondert berichten.

Info: Bis 24. Juli. Di.-Do., 16-22, Fr., 16-24, Sa./So., 10-18 Uhr. www.ok-centrum.at

Ein Tisch strebt nach oben. Foto: O.K/Saxinger


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