VON ARIANE GRABHER
Bregenz (VN) Für die Ausstellung "The
Globe" - gestern Abend im Künstlerhaus eröffnet - schlüpft der
junge, aus Vorarlberg stammende, in Wien lebende Theaterregisseur
Philipp Preuss für einmal in die Rolle des Kurators. Den Blickpunkt
des Regisseurs kann er dabei nicht ganz verleugnen und so setzt er
in einer bühnengleichen Inszenierung 25 Szenen in Spannung
zueinander.
"The Globe" heißt nicht nur ein elisabethanisches
Theatergebäude in London, sondern auch ein in der gleichnamigen
Ausstellung vertretenes Kunstwerk des Briten Joe Tearman. Mit einer
Münze mit dem Konterfei William Shakespeares verleiht er seiner
Vision von einer neuen Weltwährung Gestalt. Doch das Besondere an
"The Globe": den Spagat zwischen dramatischer Kunst und bildender
Kunst vollziehen alle Beteiligten, denn es handelt sich um
internationale Künstler(innen), von Amerika bis Russland, von Mexiko
bis Südafrika, von Serbien bis Irland, um junge, großteils
unbekannte Positionen, deren Arbeiten sich aus dem Kontext von
Theater und Film herausgebildet haben und die alle das Thema
"Inszenierung" aufgreifen.
Freiheit ausnützen
Darunter befinden sich Bühnenbildner, Schauspieler und
Regisseure, die jedoch, charakteristisch für die Generation der sie
angehören, nicht eindimensional ihrem Medium verhaftet sind, sondern
"die Freiheit der Postmoderne ausnützen" (Preuss).
Vor dem Hintergrund der Frage, was Inszenierung im medialen Raum
überhaupt noch sein kann, wenn allerorten mit inszenatorischen
Mitteln gearbeitet wird oder Symbole schon so präsent sind, dass sie
nicht mehr hinterfragt werden, untersucht ein vielgestaltiges
Szenario das Einwirken theatraler Wirkungsformen ins öffentliche
Leben. Die Rollen in diesem Stück, das durchaus auch selbstreflexiv
und kritisch (Jugendkult, Globalisierung) tönt, scheinen gut
besetzt, Langeweile kommt keinen Moment auf. Es beginnt mit der
fiktiven Pressekonferenz von Jean-Luc Rondy (CH) vor dem blauen
Vorhang und Mikrofonen von Disney Channel bis CNN und den
"fotografischen Kuckuckseiern" der russischen Theaterfotografin
Natasha Chaldej.
Theater gehört ins Museum
Von diesem "Schwarzen Quadrat" geht es weiter zu Lena
Rost, die das Hauptrequisit aus dem Theaterstück "Kunst" (ein
informelles weißes Bild) in den "richtigen" Kontext bringt. Über den
Goldfisch "Moby Dick" von Laura Bartleby (USA) und die mit
Schauspielern nachgestellten Fotos des Iren Sean Born steigert sich
die Inszenierung. Theatralik pur verströmt die Installation
"Paradies" von Anatol Attivic (GUS), während das Video von Andreas
Bichlbauer (A) die Inszenierung subversiv und beispielhaft erhellt.
Szenenapplaus, oder zumindest einen Lacher (wie die "collezione
immortale" des Italieners Maurizio Palladino) verdienen viele
Arbeiten, schöne Werke zum Thema (und zum Übervater Hitchcock)
stammen von Paul McGuffin (GB), von Sandrine Garcin (F), deren
Duschkabine Applaus souffliert, oder von Juri Yovanovic, dessen
Panzerattrappe den Park unsicher macht. Vollends Verwirrung über
eine entschwundene Inszenierung stiftet schließlich Maria Wawumba
(Zaire), deren feine Arbeit zwar über das ganze Haus verteilt ist,
sich aber nur dem aufmerksamen Betrachter erschließt. Eine
Verwirrung, die viel Freude macht, wie die ganze Ausstellung, und
die zum Resümee führt: ob Ausstellung oder Inszenierung, ob
Bühnenbildner oder Fotograf, wesentlich sind die Momente der
Überschneidung und die Möglichkeiten, die sich durch solche
interdisziplinären Projekte ergeben. In diesem Sinn und nach Carl
Hegemann, Dramaturg an der Volksbühne Berlin: "Das Theater gehört
ins Museum!" Zumindest für die Dauer dieser Ausstellung.
Panzerattrappe von Juri Yovanovic im Garten des
Künstlerhauses. (Foto: A. Grabher)
Arbeit von P. C. Cumcuncock.
Die Ausstellung "The Globe" ist im Künstlerhaus Palais Thurn und
Taxis bis 12. Mai zu sehen, geöffnet Dienstag bis Samstag 14 bis 18,
Sonn- und Feiertag 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr. Zur Ausstellung
erscheint ein Katalog.