Alberto Giacometti: "Kleine Figur in einer Schachtel zwischen zwei Schachteln..." (1950).
Auch im reiferen Werks sind seine Themen die Figur, der Raum und das Scheitern.
Salzburg - Alberto Giacomettis Arbeiten erzielen bei internationalen Kunstauktionen immer wieder Höchstpreise. Vor einem Jahr wechselte sein Schreitender Mann bei Sotheby's für 74 Millionen Euro den Besitzer. Der 1966 verstorbene Schweizer Künstler ließ insgesamt sechs schreitende Männer in Bronze gießen. Einer davon steht in einem Ensemble am Beginn der Ausstellung im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg, wo unter dem Titel Der Ursprung des Raumes rund 50 Plastiken, 30 Gemälde und ebenso viele grafische Arbeiten aus Giacomettis Spätwerk zwischen 1945 und seinem Tod gezeigt werden.
Giacomettis zentrales Thema kreiste um das Verhältnis von Figur und Raum. "Der Raum existiert nicht, man muss ihn schaffen. Es gibt nur die Illusion des Raums", sagte der Künstler, der sich intensiv mit der Wirkung von Distanz und Nähe auseinandersetzte. Die Plastik war für ihn ebenso Teil des Raums wie der Betrachter. Er versuchte, seine Formensprache auf den Raum zu beziehen. Darin sei er immer wieder gescheitert, sagte Giacometti über sich selbst. Gerade in diesem Scheitern sahen etwa sein Freund Jean Paul Sartre oder auch Samuel Beckett eine "völlig neue Auffassung von Skulptur".
Podeste statt Vitrinen
Museumsdirektor und Kurator Toni Stooss trug dieser Auseinandersetzung Giacomettis mit dem Verhältnis von Raum, Zeit und Plastik Rechnung und positionierte die Figuren in offener Weise: In jedem Saal ist der Blick auf die Bronzeplastiken im nachfolgenden Raum möglich. Die Gesamtwirkung ist enorm, zumal Stooss auf Glasvitrinen verzichtete: Die Exponate stehen auf Podesten.
Giacomettis Figuren mit den überlangen Beinen, dünnen Hälsen, kleinen Köpfen und der schrundigen Oberfläche scheinen erst durch die Verbindung mit einem Sockel Halt zu bekommen: etwa der Taumelnde Mann, die Vier Frauen auf Sockel - angeblich nach dem Vorbild von Prostituierten im Pariser Bordell "Le Sphinx" gestaltet - oder diverse Büsten, für die sein Bruder Diego oder der Fotograf Eli Lotar Modell standen.
Ebenfalls zu bestaunen sind Miniaturen von nur wenigen Zentimetern Größe, die als Vorlage für große Plastiken galten, oder die einzige schreitende Frau: eine etwa 30 Zentimeter hohe Figur in einer Schachtel, die wiederum zwischen zwei Schachteln hin- und herzugehen scheint.
In den präsentierten Ölbildern beschäftigt sich Giacometti mit denselben Themen wie in seinen Plastiken. "Giacometti nähert sich der Malerei als Plastiker und der Plastik als Maler", schrieb Sartre.
Die in Kooperation mit dem Kunstmuseum Wolfsburg entstandene Retrospektive wird durch das Kapitel Das Atelier des Künstlers mit rund 70 Fotografien ergänzt. Die Aufnahmen zeigen Gemälde, entstehende und fertige Plastiken und selbstverständlich den Künstler bei der Arbeit in seinem 25 Quadratmeter großen Pariser Atelier. (Christian Weingartner, DER STANDARD - Printausgabe, 29. März 2011)
Bis 3. 7.
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Herrlich die Zeichnungen und Gemälde! Laut James Lord musste Diego seinem Bruder ja immer die kleinen Figürchen rechtzeitig entreissen und verpacken, dass sie nicht völlig verschwanden ... Ansonsten: Zigaretten, Kaffee, Schinken und hartgekochte Eier; das hübsche grüne Tor von seinem pariser Atelier! Schön wird's.
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