Kultur

Der Standpunkt: Erst das Geld, dann die Kunst

23.11.2007 | SN
HEDWIG KAINBERGER

Nein, überhaupt nicht, sicher nicht, beteuerten Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und Festspielintendant Jürgen Flimm am Donnerstag auf die Frage eines Journalisten, ob Sponsoren Einfluss auf das Programm nähmen. Diese Frage war inspiriert von einer Warnung Heinrich Wiesmüllers, die er im SN-Interview gegeben hatte: Er sehe eine große Gefahr, dass Sponsoren Einfluss nehmen wollten, sagte der einstige Festspielpräsident.

Nichts gegen Sponsoren! Und nichts gegen die Sponsoren der Salzburger Festspiele, die großartige Projekte unterstützen. Und dass man das Zusammenleben von Kunst und Geld nicht fürchten muss wie der Teufel das Weihwasser beweisen unabhängige Medien: Vielen gelingt es seit Jahrzehnten, Gedankenfreiheit zu praktizieren und dies teilweise durch Werbung zu finanzieren.

Wie brisant die Journalistenfrage trotzdem ist, zeigt der Verlauf dieser Pressekonferenz: Erstmals wurden bei einer Programmpräsentation zuerst die Sponsoren samt ihren Projekten ausführlich vorgestellt. Deren Vertreter saßen alle in der ersten Reihe.

Der Streit der Opernfreunde, ob Musik wichtiger ist als Sprache (prima la musica e poi le parole), ist also obsolet geworden. Nun ist zu fragen: Erst das Geld oder erst die Kunst? In dieser Pressekonferenz für die Salzburger Festspiele 2008 war es eindeutig: Prima i soldi.

Noch etwas macht stutzig: Beim Geld war nur die Rede von Sponsoren, aber fast nicht von den Subventionsgebern. Das Problem ist nicht, dass es an Dankesworten für die Steuerzahler mangelt. Aber: Müssen wir fürchten, dass sich das Selbstverständnis dieser Festspiele wandelt? Weg vom gesellschaftspolitischen Auftrag und Max Reinhardts "Kunst als Lebensmittel", hin zur Veranstaltung der Unterhaltungsindustrie mit hohem Werbewert?

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