Salzburger Nachrichten am 30. April 2005 - Bereich: kultur
Marktchancen in der Spielhölle

Medien.Kunstlabor Graz: Neo-Liberalismus-Kritik von "ZugZwangZukunft"

GRAZ (SN-m.b.). Der Verkauf auf Kunstmessen ist schwer steuer- und berechenbar. Da setzt die junge Wiener Künstlergruppe "ZugZwangZukunft" lieber auf ein sicheres Einkommen. Im Medien.Kunstlabor im Kunsthaus Graz werden im Rahmen der Donnerstagabend eröffneten Ausstellung "Insert Coin" acht, freilich modifizierte Spielautomaten präsentiert. Wer eine 1-Euro-Münze einwirft, darf in ironischen wie interaktiven Medienkunstwerken navigieren. Der Automat "Clar 9000" etwa lädt zum Dialog mit einer nicht immer anwesenden "Human-Einheit", "Generator//a" wiederum ermöglicht architektonische Deformationen.

Neo-Liberalismus-Kritik im vertrauten Ambiente einer Spielhölle: wer den "Video Games"-Automat füttert, wird mit der oft zynischen Härte des Marktes konfrontiert. "Danke" leuchtet auf, Gegenleistung gibt es keine. "ZugZwangZukunft" reagieren mit einer originellen, nur mitunter platten Installation auf die "Diktatur des Profites", welche auch nicht vor dem Betriebssystem Kunst Halt macht. "Sprengen Sie den zweidimensionalen Raum und dringen Sie in das Innerste der Mona Lisa ein", verheißt der "Isocube"-Automat. Schon ein Euro steigert die Marktchancen.