Wo geht’s denn bitte hier wieder raus aus Wien?
WIEN (SN-eStro). Jetzt sind sie so hochgewachsen und zudem aus unverwundbarer Bronze – und dennoch scheinen sich diese Riesen zu fürchten. Wovor? Vor dem Treiben auf dem belebten Graben im Zentrum Wiens, wo sie plötzlich gelandet sind, vor den Touristen, die sich liebend gern gegenseitig mit den „Außerirdischen“ fotografieren? Vier zweieinhalb Meter große Figuren, „Große Geister“, stehen seit Mittwoch auf dem Graben, es ist Kunst im öffentlichen Raum, kurz KÖR.
Österreichs Paradeskulpturist Erwin Wurm hat die Auswahl getroffen und lud Thomas Schütte aus Düsseldorf, den dreifachen documenta-Teilnehmer und Gewinner des „Goldenen Löwen von Venedig“ bei der Biennale 2005, für KÖR ein – in der Überzeugung, dass „die Präsentation des weltbekannten Künstlers in Wien mehr als überfällig“ sei.
Im vergangenen Jahr hatte Cosima von Bonin mit ihrem „Tagedieb“, einem Pinocchio auf einer sechs Meter hohen Leiter, für Schmunzeln gesorgt. Die „Großen Geister“ von Thomas Schütte hingegen sind bei weitem massiver, und dennoch ambivalent zwischen Monströsität und Harmlosigkeit. Irgendwie arm.
Auch Edelbert Köb, Ex-Chef des Mumok, schrieb über die Wirkung von Schüttes bronzenen Riesen, dass sie „an bereits Bekanntes, Befremdliches, Unheimliches oder gar Bedrohliches erinnern. Lässt man das befremdliche Äußere der Großen Geister außer Acht, wirken sie wie verwirrte, verschreckte Wesen, die sich aus unbekanntem Grund auf unbekanntem Terrain wiederfinden und sich mit ratloser Geste die klamme Frage stellen, wie denn aus der misslichen Situation schnellstens wieder herauszukommen wäre.“ (Bis 2. November)