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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
01. April 2009
21:05 MESZ

Galerie Krobath Wimmer, 1010 Wien, Eschenbachgasse 9. Bis 25. 4.

 

Das Blaue vom Himmel im "Venetian"
Dorit Margreiters abstraktes Arrangement mit Peitsche in der Wiener Galerie Krobath Wimmer

Obwohl sich Dorit Margreiter mit ihrer Installation "Aporia" auf eine Erzählung bezieht, sind in der Ausstellung die narrativen Elemente weitgehend ausgespart. Als Betrachter findet man sich vielmehr in einem Making-of wieder, das die Wechselbeziehungen zwischen Wirklichkeit, Fiktion oder eben auch Ausstellungen thematisiert.

"Alles, was ich erzähle, wird eine Lüge sein" - so beginnt der Kulturtheoretiker Norman Klein seine Geschichte, in der er von seinen Reiseeindrücken erzählt. Der Erzähler kommt darin auch immer wieder auf Venedig zurück, von dem sich dieser allerdings nicht in Italien, sondern in Las Vegas ein Bild gemacht hat: "The Venetian" heißt dort eine Anlage mit Shoppingmall und Hotel, in der selbst der von den Planern imaginierte blitzblaue venezianische Himmel nachgebaut ist. Dorit Margreiter hat den Text insofern wieder auseinandergenommen, als dass sie anstelle des einen Erzählers gleich mehrere Erzähler eingesetzt hat. Abwechselnd mit Aufnahmen der nachgebildeten Stadt zeigt ihre Filminstallation Aufnahmen von diversen Personen, die Auszüge aus Kleins "Dokufabel" vorlesen.

Wie Schauspieler, die probend auf ihre Auftritte warten, stehen oder sitzen diese in einem Setting, das einen hinter die Kulissen (eines Theaters?) führt. Margreiter bricht den Fluss der Erzählung zudem mit "Schwarzbildern", die zwischendurch immer wieder auf die von ihr eingesetzten filmischen Mittel verweisen, und überträgt diesen Blick auf die Herstellungsmittel auch in den Ausstellungsraum: Zu sehen ist dort ein aus Stellwänden zusammengestelltes abstraktes Arrangement, auf dem eine Peitsche und eine Art Ledergurt liegen. Schon einmal hat die Künstlerin mit einer queeren Künstlergruppe den Einbruch des Realen in ein "abgehobenes" modernistisches Wohnhaus initiiert; diesmal wird der Betrachter mit Fetischobjekten zurück auf einen ganz anderen Boden gebracht. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.4.2009)

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