Salzburger Nachrichten am 29. September 2006 - Bereich:
Kultur
Wunschwesen der Massenkultur "Russia fly by" :
Aktuelle Kunst aus Russland in der jüngsten Länder-Ausstellung im
Salzburger Hangar-7
GUDRUN WEINZIERLSALZBURG (SN). Porträts, Alltagsgegenstände, Natur und
Technik sind auf den überwiegend großformatigen Bildern zu sehen:
Zeitgenössische Kunstproduktion funktioniert formal wie inhaltlich in
einem globalen Kontext, typisch Nationales eines Landes lässt sich kaum
mehr wahrnehmen. Zum fünften Mal sind im Salzburger Hangar-7 Kunstpositionen eines
Landes zu sehen: Nach Österreich, China, Spanien und New York sind in der
Schau "Russia fly by" Vertreter der jüngsten Künstlergeneration
ausgestellt. Auch bei den aus den drei großen russischen Metropolen St. Petersburg,
Moskau und Novosibirsk stammenden Künstlern ist diese Weltoffenheit
gegenwärtig: Ihre Malerei ist teilweise von Zitaten aus der
Kunstgeschichte vom Barock, dem Klassizismus über die Romantik bis hin zur
Pop Art mitgeprägt. Mit Malewitschs schwarzem Quadrat vor weißem Grund
wird allgemein der Beginn der Moderne in der Malerei als Loslösung vom
Gegenstand definiert. Der in Novosibirsk arbeitende Sergey Bespamyatnykh
hat das Quadrat als klares Symbol russischer Provenienz verwendet. Aber
auch orthodoxe Kreuzesformen, russische Zwiebeltürme oder eine Raketenform
sind Anspielungen auf russische Klischeethemen. All diese Zeichen hat er
auf fast lebensgroße Matryoshkas - bei uns als Babuschkas bekannt -
gemalt. Damit ist Bespamyatnykh der einzige unter den sieben Künstlern mit
einem eindeutigen augenfälligen Hinweis auf seine traditionelle Herkunft.
Wiederkehrender Inhalt in den gezeigten Werken ist auch das Motiv des
Flugzeugs - wie bei Dmitry Shorin, der sinnlich sich auf für ihn
Wesentliches des Menschseins konzentriert: Mädchen, Pin-up-Girls,
Flugzeuge, Wunschwesen und -objekte einer glatten Massenkultur - auch,
wenn sie an einem Faden hängend als Modelle erkennbar werden.Die Schau
"Russia fly by" ist bei freiem Eintritt bis 12. November täglich von 9 bis
22 Uhr zu sehen. Zur Ausstellung erscheint eine "HangART"-Zeitung. Sie
liegt morgen, Samstag, den SN bei.Internet: www.hangart-7.com |