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OÖN Zitat
„ Viele Köche verderben noch lange nicht den Brei! “

von
Claudia Werner
Geschmackvolle Vielfalt
Studierende aller Studienrichtungen reichten freiwillig ihre Projekte ein, externe Kuratoren von Linzer Kulturinstitutionen wählten aus: Zum mittlerweile fünften Mal zeigt die Kunstuniversität Linz studentische Arbeiten in einem "best off".

Die "Kunst als Würze des Lebens": Elf für die Kochkunst wichtigen Gewürze des "best off"-Sujets sollen deutlich das Thema Kunst und ihre geschmackliche Vielfalt verdeutlichen. Dabei hat sich bei der Schreibweise des Titels kein Fehler eingeschlichen. Wen bereits verschüttet geglaubte Englischkenntnisse an ein "f" zu viel gemahnen, sei bestätigt: Bei der "best off" geht es ums kreative und innovative Experimentieren, um ein "Arbeiten abseits des Mainstreams", sagt Kunstuni Rektor Reinhard Kannonier. Und natürlich weise das "off" außerdem auf die Präsentation der Projekte an anderen Orten als der Kunstuni hin.

Ab 7. Oktober werden die Arbeiten im Rahmen der Ausstellungsinitiative an der Kunstuni und an weiteren zehn Ausstellungsorten präsentiert. Externe Kuratoren der zehn Partnerinstitutionen selektierten aus den eingereichten Arbeiten aller Studienrichtungen. Die anschließend ebendort gezeigt werden.

"Damit soll die 'best off' zur Schnittstelle zwischen der Bildungsinstitution Kunstuni und wichtigen Kulturpartnern in und außerhalb der Stadt Linz werden", sagt Gerhard Hickisch, Kunstuni-Professor für Bildnerische Gestaltung und Verantwortlicher der Ausstellung. "Dabei stellen sich Fragen wie: Ist Kunsterfahrung reine Geschmackssache? Hat Kunst eine Geschmacksvorgabe zu erfüllen?", so Hickisch weiter.

Ob es so etwas wie eine "heilsame Unverträglichkeit von scharf gewürzten Kunstangeboten" gibt, die noch etwas "ausrichten können, sobald sie angerichtet sind" - oder obKunst den Sinnesgenuss abrunden und tradierte Erwartungshaltungen zufrieden stellen solle, sind Grundsatzfragen, die über die studentischen Projekte zu erforschen sind. Hickisch: "Soll Kunst die Gaumenfreude gesättigter Gourmets optimieren oder soll sie nicht doch die Suppe des unreflektierten Konsumationsdenkens versalzen?"

Unterschiedlichste "Gerichte"

Was die mittlerweile fünfte "best off"-Präsentation der besten Arbeiten von Studierenden der Kunstuni zeigen wird, sei die geschmackvolle Vielfalt eines "breiten Menüs". Es soll, so Hickisch, beweisen, dass viele Köche noch lange nicht den Brei verderben müssen, sondern aus den selben Stoffen die unterschiedlichsten Gerichte kreieren können.

Neben bewährten "best off"-Partnerinstitutionen wie dem O.K Centrum für Gegenwartskunst und der Landesgalerie wird heuer erstmals das Lentos ausgewählte Arbeiten der Studierenden zeigen. Zusätzlich gibt es wieder einen eigens gestalteten Katalog zur Ausstellung.

207 Einreichungen

Bei der Ausstellung haben sich heuer laut Hickisch zusehends mehr Studienrichtungen beteiligt. Erstaunliche 207 Einzel-Einreichungen zählte er für die "best off 05".

Vorgaben stellte die Jury nur vereinzelt: Das Lentos wünschte sich fotografische und skulpturale Arbeiten, der KunstRaum Goethestraße stimmte die Anforderungen auf das Jahresthema ab. "Ansonsten haben alle aus dem Vollen gegriffen und nichts vorgegeben", so Hickisch. Auch gebe es deutlich mehr Einreichungen, die außerhalb der Seminararbeiten liegen und speziell auf "best off" zugeschnitten sind. Hickisch: "Ich würde mir wünschen, dass dieser Prozentsatz größer wird."

Gerhard hickisch

Kunst-Uni-Professor

best off 2005

Ursula Hübner, Künstlerin und Uni-Professorin für Malerei und Grafik, initiierte 2001 als damalige Vizerektorin die erste "best off"-Ausstellung. Idee war, die zahlreichen Semester- und Diplomarbeiten der Kunst-Studenten nicht im Kasten verstauben zu lassen, sondern sie einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Unterstützt wird die Kunst-Uni dabei von zehn Linzer Kulturinstitutionen.

OÖnachrichten vom 06.10.2005
 
   



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