VN Mi, 22.8.2001

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MEINUNG

Der schlaue Eckhard

VON WALTER FINK

Er hat einen ziemlich fulminanten Start hingelegt, der seit Beginn des Jahres amtierende Direktor des Bregenzer Kunsthauses, Eckhard Schneider. Schon mit seiner ersten Ausstellung - Daniel Buren - hat er die bisher üblichen Besucherzahlen deutlich in die Höhe geschraubt und den größten Publikumserfolg in der Geschichte des Hauses eingefahren. Mit Olafur Eliasson ging es ähnlich weiter, Förg bescherte einen kleinen Rückgang. Nun steht Schneider mit der Jeff-Koons-Schau etwa in der Hälfte und kann schon auf etwa 12.000 Besucher verweisen. Damit wird in jedem Fall Daniel Buren mit 14.000 Besuchern übertroffen werden, die Koons-Ausstellung wird als bisher erfolgreichste Ausstellung des Hauses in die Annalen eingehen. Möglicherweise wird sogar die von Schneider als Traumziel angegebene Schallmauer von 20.000 Besuchern erreicht werden. Einmal abgesehen davon, daß die internationalen Medien noch nie so ausführlich im Kunsthaus präsent waren. Womit bereits jetzt klar ist, daß Schneider in seinem ersten Jahr weit über den bisherigen Zahlen liegen wird, daß 2001 für das Kunsthaus das beste Jahr seines Bestehens werden wird. Denn von den vier ersten Ausstellungen unter der Ära Schneider stehen drei auf den ersten Plätzen der Hitliste im Kunsthaus.

Das ist für das Haus nicht nur erfreulich, das hat auch finanzielle Auswirkungen, denn die Eintrittserlöse verlieren sich nicht im allgemeinen Kulturbudget des Landes, sie verbleiben im Haus. Das wird allerdings auch notwendig sein, denn billig waren die bisherigen Ausstellungen auch nicht.

Wie macht das Eckhard Schneider, wieso kann er wie programmiert von Erfolg zu Erfolg laufen? Ganz einfach: Schlau macht er es, sehr schlau sogar. Mit dem Programm für das erste Jahr ist Schneider kein wirkliches Risiko eingegangen, er setzt auf bekannte Namen des internationalen Kunstgeschehens. Nun kann man vielleicht darüber streiten, ob das ein tauglicher Weg für das Kunsthaus ist, man kann auch im Einzelfall - wie das bei Jeff Koons ja auch geschehen ist - darüber streiten, ob die eine oder andere Ausstellung für dieses Haus geeignet ist. Man mag auch einbringen, daß man mit abgesicherten Namen relativ einfach Erfolge erzielen kann, daß ein Kunsthaus aber auch auf Neues, auf noch Unbekanntes, auf Experimentelles setzen müßte. Das alles aber war bisher auch bekannt, wenn also die Sachlage so einfach wäre, dann hätte man schon lange Ähnliches tun können. Schneider erreicht mit seinem Programm, daß sein erstes Jahr das bisher beste des Kunsthauses wird - und er gewinnt damit erhöhten Spielraum für die Zukunft. Denn gerade das erste Jahr, seine Vorstellung sozusagen, wird mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt, vom Publikum ebenso wie vom Geldgeber, also vom Land. Und da hat Schneider wohl deutlich an Vertrauen gewonnen.

Noch eines ist wesentlich: Die Ausstellungen des Kunsthauses beginnen sich von der Architektur des Hauses zu emanzipieren. Wiederholt ist an dieser Stelle darauf hingewiesen worden, daß man im Kunsthaus den Sprung vom Architekturtourismus zum interessierten Ausstellungspublikum schaffen muß. Ein erheblicher Teil der Besucher der ersten Jahre kam nicht der Ausstellungen wegen nach Bregenz, sie kamen, um das Haus, um die Architektur von Peter Zumthor zu sehen. Das allerdings kann nicht ewig halten, da gibt es immer wieder Neues, das das Interesse am Älteren zurückdrängt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt müssen die Ausstellungen das Haus tragen. Erstmals hat man jetzt den Eindruck, daß diese Wende erreicht ist. Und deshalb ist das Konzept von Eckhard Schneider richtig, es geht nicht nur für ihn als neuen Leiter auf, sondern auch für das Haus. Das Kunsthaus ist auf dem Weg, sich nicht nur als herausragender Museumsbau, sondern auch als außergewöhnlicher Ausstellungsort einen internationalen Namen zu machen. Denn die bisherigen Ausstellungen unter Schneider waren unverwechselbar - sie konnten in dieser Form nur hier und in diesem Haus stattfinden. Und genau das tat not.

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Die persönliche Meinung des Gastkommentators muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen. Auf Wunsch des Autors erscheint diese Kolumne in der alten Rechtschreibung.




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