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Finanzsorgen vor Leopold-Jubiläum 2011

02.12.2010 | 18:35 | BARBARA PETSCH (Die Presse)

Das Geld für die Bereinigung von Restitutionsfällen aufzutreiben ist offenbar nicht leicht. Der Finanzbedarf des Hauses beträgt bis zu 700.000 Euro im Jahr.

„Yes, we can, but it takes time“, erklärte der Sohn des verstorbenen Sammlers Rudolf Leopold, Diethard Leopold, in Anlehnung an Obama am Donnerstag vor Journalisten zum Rückgabefall von Schieles „Häuser am Meer“ aus der Sammlung Jenny Steiner. Das Museum will bei Restitutionsfällen Vergleiche schließen, d.h., dass es wie im Fall der in Amerika beschlagnahmten „Wally“, die zurückgekehrt ist, zu Zahlungen kommen soll. Das Geld dafür muss aber offenbar erst aufgetrieben werden.

Hauptanlass der Pressekonferenz war das Zehnjahresjubiläum 2011. Bis dahin soll auch ein museologischer Direktor gefunden sein, was bisher u.a. daran gescheitert ist, dass der verstorbene Sammler, der diese Position innehatte, weniger Geld dafür bekam, als für einen neuen Chef nötig wäre. Auch sonst gibt es Finanzprobleme: Das Leopold-Museum ist mit 2,76Mio. Euro Subvention unterdotiert und hat einen zusätzlichen Finanzbedarf von 500.000 bis 700.000Euro im Jahr. Die hohen Kosten für den langen „Wally“-Prozess nebst Vergleich wollte Geschäftsführer Peter Weinhäupl in dem Zusammenhang nicht thematisiert wissen. Die „Wally“ sei „ein Durchlaufposten in der Bilanz“, was immer das heißen mag.

 

Viele Verkäufe aus Sammlung II

Im Dachgeschoß wird ein Schiele-Dokumentationszentrum eingerichtet – mit dem vielfältigen Material von Rudolf Leopold über den Künstler. Ausstellungen widmen sich u.a. Schiele: „Melancholie und Provokation“ nennt sich eine, ein Titel, den Rudolf Leopolds Witwe Elisabeth Leopold gefunden hat. Die zeitgenössische Kunst aus der Leopold-Sammlung II, der reinen Privatsammlung, wird unter dem Motto „The Excitement continues“ präsentiert: „Das ist ein Titel der nach DJ klingt, aber mir ist nichts Besseres eingefallen“, sagt Diethard Leopold. Aus der Sammlung II wird momentan einiges verkauft: im Auktionshaus „Im Kinsky“ und im Dorotheum (7.12.); insgesamt handelt es sich um ca. 260Exponate. Weitere Ausstellungen im Leopold-Museum beschäftigen sich mit Florentina Pakosta, Nitsch, Jugendstil, Fotografie, Klimts Reisen.

Verkäufe aus der Sammlung des Museums zur Abdeckung von Schulden kämen nicht infrage, versicherte Weinhäupl. Die Hälfte seines Budgets erwirtschafte das Haus selbst; mit den Besucherzahlen, schätzungsweise 300.000 heuer, sei man zufrieden. Geldforderungen stoßen jedoch „beim Ministerium auf taube Ohren. Man kann nicht ein Museum in die Welt setzen und es dann verhungern lassen“, erklärte Weinhäupl.

Die Rückgabe-Empfehlung der sogenannten Michalek-Kommission für fünf Schiele-Werke aus der Sammlung Karl Mayländer habe die Stiftung überrascht, so Diethard Leopold, man werde aber die Empfehlung respektieren.


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