MEINUNG
Vom Gehen und Kommen
VON WALTER FINK
Landesstatthalter
Hans-Peter Bischof, der am Dienstag seinen Rücktritt von allen
politischen Ämtern mit Mitte Dezember angekündigt hatte, war sichtlich
gerührt. Er hatte sich, wohl ohne das beabsichtigt zu haben, ein
besonderes Abschiedsgeschenk gemacht. Bischof konnte nämlich nach
seiner öffentlichen Erklärung das hören, was vielen anderen erst auf
ihrer Beerdigung gegönnt ist, nämlich das höchste Lob nahezu aller
Befragten. Zeitungen und Rundfunk brachten Stellungnahmen von
politischen Mitbewerbern, von Mitarbeitern Bischofs, von
Kulturveranstaltern und Künstlern. Einhellig waren sich alle im Lob:
Bischof habe eine liberale, der Kulturlandschaft des Landes förderliche
Politik gemacht, er habe viel Verständnis für Künstlerinnen und
Künstler gehabt, mit ihnen auch ein gutes Gesprächsklima gehalten, habe
sich eines gepflegten Umgangs auch mit politisch anders Gesinnten
beflissen, habe seine Persönlichkeit in die Politik eingebracht, habe
sein Gewicht in die Waagschale geworfen, um das Kulturbudget - entgegen
der Entwicklung im Bund oder auch in anderen, vergleichbaren Regionen -
auch in schlechten finanziellen Zeiten zu erhöhen, habe wesentliche
Kulturbauten des Landes zu Ende geführt, begleitet oder auch begonnen
(die Rede ist vom Kunsthaus, vom Neubau des Festspielhauses und vom
geplanten Umbau des Landesmuseums), habe nicht "die Kleinen" gegen "die
Großen" ausgespielt. Viel Lob also, das an diesem Tag über Bischof wie
eine große Welle hereingebrochen ist. Es wird ihn wohl
gefreut haben - wenn er vielleicht auch dachte, daß er manches davon
lieber schon früher gehört hätte. Denn da war der Ton nicht immer so
freundlich. Wie immer - Bischof kann auf eine gute Bilanz verweisen, er
kann stolz darauf sein, als Quereinsteiger vor bald einem Jahrzehnt
neben der Medizin auch die Kultur übernommen zu haben, in der man dem
gelernten Arzt so viel Vorschußlorbeeren nicht zugestanden hatte. Mit
seinem Ausscheiden im Dezember-Landtag wird noch Gelegenheit sein,
seine kulturpolitische Ära genauer zu untersuchen. Seit der
Ankündigung von Bischof beschäftigt man sich nämlich auch schon mit
seinem Nachfolger. Landeshauptmann Herbert Sausgruber hat ihn - eine
Stunde nach der Rücktrittserklärung - genannt: Es ist der bisherige
Klubobmann der ÖVP im Landtag, Markus Wallner. Er wird alle Agenden
Bischofs, also auch die Kultur, übernehmen. Allein die Geschwindigkeit
dieser Entscheidung zeigt die Sonderstellung von Sausgruber in dieser
Landesregierung und in der Partei: Sein Wort ist entscheidend. Damit
dürfte wohl auch eine Vorentscheidung in der Landeshauptmann-Nachfolge
getroffen sein. Denn Sausgruber meinte, daß mit dieser Besetzung "eine
Weichenstellung für die Zukunft" verbunden sei. Wallner wird, wenn
nichts Gravierendes geschieht, der kommende Landeshauptmann sein. Die
Kultur könnte also auch ein "Referat auf Zeit" sein. Was aber bedeutet
Markus Wallner in der Kultur? Man müßte ja lügen, wollte man behaupten,
daß man von ihm in den vergangenen Jahren beim Einlaß zu
Kulturveranstaltungen niedergerannt worden wäre, weil er so
hineingedrängt hätte. Das ist nicht der Fall. Das bisherige Schwungrad
von Wallner war nicht die Kultur, nicht die Kulturpolitik. Dieser
Bereich war eher ein weißer Fleck bei ihm. Aber: Da ist er
natürlich nicht alleine, das gleiche Problem hatten schon viele vor
ihm, in der Kultur und auch in anderen Referaten. Manche sind damit
erstaunlich gewachsen. Wallner ist ein junger, kluger Mann, perfekt in
der Organisation und im Management. Es gibt keinen Anlaß, ihm weitere
Fähigkeiten, vor allem Lernfähigkeit, abzusprechen. Man muß abwarten -
und ihn dann befragen und bewerten. Spätestens beim Wechsel in die
Landesregierung. * * *
Die Meinung des
Gastkommentators muss nicht mit jener in der Redaktion übereinstimmen.
Auf Wunsch des Autors erscheint sie in der alten Rechtschreibung.
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