VN Sa, 4.11.2006

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Kultur 

MEINUNG

Vom Gehen und Kommen

VON WALTER FINK

Landesstatthalter Hans-Peter Bischof, der am Dienstag seinen Rücktritt von allen politischen Ämtern mit Mitte Dezember angekündigt hatte, war sichtlich gerührt. Er hatte sich, wohl ohne das beabsichtigt zu haben, ein besonderes Abschiedsgeschenk gemacht. Bischof konnte nämlich nach seiner öffentlichen Erklärung das hören, was vielen anderen erst auf ihrer Beerdigung gegönnt ist, nämlich das höchste Lob nahezu aller Befragten. Zeitungen und Rundfunk brachten Stellungnahmen von politischen Mitbewerbern, von Mitarbeitern Bischofs, von Kulturveranstaltern und Künstlern. Einhellig waren sich alle im Lob: Bischof habe eine liberale, der Kulturlandschaft des Landes förderliche Politik gemacht, er habe viel Verständnis für Künstlerinnen und Künstler gehabt, mit ihnen auch ein gutes Gesprächsklima gehalten, habe sich eines gepflegten Umgangs auch mit politisch anders Gesinnten beflissen, habe seine Persönlichkeit in die Politik eingebracht, habe sein Gewicht in die Waagschale geworfen, um das Kulturbudget - entgegen der Entwicklung im Bund oder auch in anderen, vergleichbaren Regionen - auch in schlechten finanziellen Zeiten zu erhöhen, habe wesentliche Kulturbauten des Landes zu Ende geführt, begleitet oder auch begonnen (die Rede ist vom Kunsthaus, vom Neubau des Festspielhauses und vom geplanten Umbau des Landesmuseums), habe nicht "die Kleinen" gegen "die Großen" ausgespielt. Viel Lob also, das an diesem Tag über Bischof wie eine große Welle hereingebrochen ist.

Es wird ihn wohl gefreut haben - wenn er vielleicht auch dachte, daß er manches davon lieber schon früher gehört hätte. Denn da war der Ton nicht immer so freundlich. Wie immer - Bischof kann auf eine gute Bilanz verweisen, er kann stolz darauf sein, als Quereinsteiger vor bald einem Jahrzehnt neben der Medizin auch die Kultur übernommen zu haben, in der man dem gelernten Arzt so viel Vorschußlorbeeren nicht zugestanden hatte. Mit seinem Ausscheiden im Dezember-Landtag wird noch Gelegenheit sein, seine kulturpolitische Ära genauer zu untersuchen.

Seit der Ankündigung von Bischof beschäftigt man sich nämlich auch schon mit seinem Nachfolger. Landeshauptmann Herbert Sausgruber hat ihn - eine Stunde nach der Rücktrittserklärung - genannt: Es ist der bisherige Klubobmann der ÖVP im Landtag, Markus Wallner. Er wird alle Agenden Bischofs, also auch die Kultur, übernehmen. Allein die Geschwindigkeit dieser Entscheidung zeigt die Sonderstellung von Sausgruber in dieser Landesregierung und in der Partei: Sein Wort ist entscheidend. Damit dürfte wohl auch eine Vorentscheidung in der Landeshauptmann-Nachfolge getroffen sein. Denn Sausgruber meinte, daß mit dieser Besetzung "eine Weichenstellung für die Zukunft" verbunden sei. Wallner wird, wenn nichts Gravierendes geschieht, der kommende Landeshauptmann sein. Die Kultur könnte also auch ein "Referat auf Zeit" sein.

Was aber bedeutet Markus Wallner in der Kultur? Man müßte ja lügen, wollte man behaupten, daß man von ihm in den vergangenen Jahren beim Einlaß zu Kulturveranstaltungen niedergerannt worden wäre, weil er so hineingedrängt hätte. Das ist nicht der Fall. Das bisherige Schwungrad von Wallner war nicht die Kultur, nicht die Kulturpolitik. Dieser Bereich war eher ein weißer Fleck bei ihm.

Aber: Da ist er natürlich nicht alleine, das gleiche Problem hatten schon viele vor ihm, in der Kultur und auch in anderen Referaten. Manche sind damit erstaunlich gewachsen. Wallner ist ein junger, kluger Mann, perfekt in der Organisation und im Management. Es gibt keinen Anlaß, ihm weitere Fähigkeiten, vor allem Lernfähigkeit, abzusprechen. Man muß abwarten - und ihn dann befragen und bewerten. Spätestens beim Wechsel in die Landesregierung.

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Die Meinung des Gastkommentators muss nicht mit jener in der Redaktion übereinstimmen. Auf Wunsch des Autors erscheint sie in der alten Rechtschreibung.




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