Rom (APA/dpa) - Ein großer Prozess
wegen illegalen Handels mit antiken Kunstschätzen hat am
Mittwoch in Rom begonnen. Hauptangeklagte ist die ehemalige
Kuratorin des berühmten Getty- Museums in Los Angeles, Marion
True. Sie soll laut Staatsanwaltschaft über Jahrzehnte hinweg
antike Kunstwerke im Wert von 20 Millionen Dollar gekauft
haben, obwohl sie wusste, dass diese aus illegalen Grabungen
in Italien stammten.
Bei den insgesamt über 30
Kunstwerken soll es sich vor allem um antike römische,
griechische und etruskische Skulpturen, Amphoren und Vasen
handeln, die vor allem aus Raubgrabungen um den Vesuv und auf
Sizilien stammten und über Mittelsmänner verkauft worden
seien. Zudem ist der in der Schweiz lebende Kunsthändler
Emanuel Robert Hecht mitangeklagt. Das Getty Center in Los
Angeles gilt als einer der reichsten und modernsten
Kunst-Kathedralen der Welt, in dem Teile der Sammlung des
kalifornischen Ölmagnaten J. Paul Getty (1892-1976) zu sehen
sind. Am Mittwoch ging es zunächst lediglich um
Verfahrensfragen. Unter anderem wurde die Region Sizilien als
Zivilkläger akzeptiert. Auch die 57-jährige Ex-Getty-Kuratorin
erschien vor Gericht. Der Prozess war bereits im Juli formell
eröffnet, aber sofort wegen fehlender Übersetzungen der
Klageschriften verschoben worden. Das Getty-Museum hat bereits
im Vorfeld mehrere Fundstücke an Italien zurückgegeben.
Insgesamt sind 200 Zeugen in Rom vorgeladen. Kunstexperten
meinen, es handele sich um den ersten ganz großen Prozess, in
dem weltweit anrüchige Geschäfte mit antiker Kunst ans Licht
kämen. Bisher habe es stets an konkreten Beweisen gemangelt,
den Handel durch Mittelsmänner und dunkle Kanäle zweifelsfrei
nachzeichnen zu können. Diesmal aber lägen der
Staatsanwaltschaft präzise Aufzeichnungen von Händlern vor.
"Wir haben kistenweise Dokumente, die erdrückendes
Beweismaterial liefern", meinten die Ankläger vor
Prozessauftakt. Die Ermittlungen dauerten rund zehn Jahre.
APA 15:58 16.11.2005 |