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Kommentar
von
Irene Judmayer
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Vom Himmel?
Was mag Stella Rollig, Direktorin des Linzer Kunstmuseums Lentos, nur an sich haben, dass sie die Gunst der Linzer Stadtführung so schnell verwirkt hat?

Vor zwei Jahren noch in bürgermeisterlicher Euphorie als absolute Hoffnungsträgerin einer neuen Kunst- und Museumsgeneration präsentiert, wird ihr jetzt zunehmend ans Bein gepinkelt. Vorgeworfen wird ihr mangelnde Präsenz nach außen. Vorgeworfen werden ihr sinkende Besucherzahlen. Die sind - wie in den OÖN exklusiv berichtet - eine Tatsache und im Vergleich zum Vorjahr (nicht zum Eröffnungsjahr) auch repräsentativ.

Einmal abgesehen davon, dass Masse zwar stets mit Kasse, aber selten mit Klasse zu tun hat: Absurd ist die blauäugige Überraschung, die die Linzer Stadtführung auf Stella Rolligs Programmgestaltung demonstriert. Frau Rollig - bitteschön - ist ja nicht urplötzlich vom Himmel in die Lentos-Spitzenposition geplumpst. Frau Rollig ist Kunstinteressierten (in Linz durch ihre Arbeit im O.K- Centrum für Gegenwartskunst) vielmehr seit Jahren als Wegbereiterin neuer Kunst bekannt.

Die Stadtführung hatte für die neue Museumsleitung ein klares Anforderungsprofil ausgeschrieben. Die Stadtführung hat Rolligs Bewerbungs-Konzept für das Beste und Passendste für die zukunftsorientierte Kulturstadt Linz befunden. Sollte die Stadtführung jetzt tatsächlich Probleme mit Rolligs Museumsleitung haben, gibt es nur eine Möglichkeit: Die Stadtführung hat sich einzugestehen, dass sie mit ihren fortschrittlichen Ausschreibungsinhalten falsche Tatsachen vortäuschte.

Denn Stella Rollig kann ja wohl keine Schuld treffen, dass sie auch so arbeitet, wie sie angekündigt hat ...

OÖnachrichten vom 04.06.2005
 
   



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