Sein "Markenzeichen" oder Logo trägt er auf dem Rücken -
es ist eine tätowierte Faust.
Nicht, daß Flatz mit ihr drohte, aber sie bildet für ihn
ein Zeichen der Gewalt gegen sie. Mittels künstlerischer Haltungen sucht
er Aggressionen zu bekämpfen. Form und Inhalt entstehen bei ihm aus Aktion
und Reaktion. Die Aktion setzen zunächst andere.
Im Jahr 1975, während einer Phase autoaggressiver
"Stücke", erzählt er neben weiteren (aus Auftritten hervorgegangenen)
Episoden folgende Geschichte: "Ein Mensch besuchte eine
Ausstellungseröffnung. Er war mit einem weißen Anzug bekleidet. Ein
schwarzer Sack verhüllte sein Gesicht. Er schwieg. Etwa 200
Ausstellungsbesucher waren anwesend. Nach ca. 5 Minuten wurde er von
mehreren Ausstellungsbesuchern eine Treppe hinuntergeschlagen, zur Polizei
geschleppt und inhaftiert."
Im selben Jahr "aktivierte" der österreichische
Staatsbürger Flatz am österreichischen Nationalfeiertag zwölf Stunden
hindurch "sein nationales Bewußtsein" auf dem Grazer Hauptplatz. Derartige
"Performances" haben etwas mit seinen Erfahrungen zu tun, und die sind in
einem "schwierigen Kunstland" (nicht was Produktion und Qualität angehe)
eher leidvoll.
Macht und Masse
So kam es, daß der Künstler - wie der Kritiker und
Moderator der Reihe "Kunst gegen Gewalt", Rainer Metzger anmerkt - im
eigenen Land "auf groteske Weise unbeachtet" blieb. Was Flatz jetzt in
fünf Galerieräumen ausbreiten kann, schöpft die Dimensionen seines
Handelns nicht aus.
Wer die documenta IX (1992) besucht hat, erinnert sich
vielleicht an schwarze Punchingballs mit dem Titel "Bodycheck - Physical
Sculpture Nr. 5". Flatz interpretierte sie als Metapher für das
Zusammenspiel von Macht und Masse, Täter und Opfer, Künstler und
Gesellschaft. Jetzt finden sich diese Säcke wieder, den Eingang in jenem
Raum abschirmend, blockierend, in dem er andere seiner "Physical
Sculptures" versammelt. Sie beziehen sich auf Trimmgeräte, bestehen aber
aus verrottetem Material, wirken wie Folterinstrumente, Persiflagen auf
Bodybuilding mit ironischen Titeln wie "Grace" oder "Lolita".
Eine Bilder-Serie trägt den Titel "Zeige mir einen
Helden, und ich zeige dir eine Tragödie". Die Reihe reicht von Robespierre
bis Andreas Baader. Hitlers Posen ahmt Flatz in einer anderen Bildfolge
nach. Humor und Ironie blitzen immer wieder auf. Die Deutschen hätten
damit, wie Flatz sagt, im Gegensatz zu den Engländern ein wenig Probleme.
Aber: "die Österreicher haben generell Probleme". Und zwar mit einer
hierzulande latenten Aggressivität gegenüber künstlerischen Aktionen, die
als Eroberung eines Freiraums nicht verstanden oder nicht akzeptiert
werden.
Am Samstag (Eröffnungstag) um 16 Uhr zeigt Flatz auf der
"Kunstmeile Krems" eine "mediale Skulptur" mit dem Titel "Einer für Alle".
Über den Ablauf des damit verbundenen Auftritts verriet er nichts.
Bis 28. April, täglich 10 bis 18 Uhr.
© Die Presse
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