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Leopold Museum: Jubiläumsfeier mit neuer Leitung

02.12.2010 | 13:37 |  (DiePresse.com)

Das Museum feiert im September 2011 sein zehnjähriges Jubiläum. Bis dahin soll ein neuer Direktor bestellt und die Restitutionsproblematik rund um Schieles "Häuser am Meer" gelöst sei.

Das Leopold Museum im Wiener MuseumsQuartier möchte sein zehnjähriges Jubiläum im kommenden Jahr mit einer neuen Leitung und einem gelösten Restitutionsfall feiern. Bei der Vorstellung des Jahresprogramms zeigte sich Vorstandsmitglied Diethard Leopold am Donnerstag zuversichtlich, dass zum Jubiläum am 21. September 2011 bereits eine neue museologische Leitung bestellt sei wird.

Ob der Posten des neuen museologischen Direktors Anfang 2011 ausgeschrieben oder ohne Ausschreibung gesucht wird, ist noch nicht entschieden. "Eine Ausschreibung wäre eine schönere, transparentere Lösung", meinte Diethard Leopold. Der Direktor des Vorarlberger Landesmuseums, Tobias Natter, gilt als einer der Favoriten. Er hat kürzlich bekanntgegeben, seinen Mitte Mai 2011 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Natürlich kenne man Natter, so Leopold, schließlich habe er am Museum die Schau "Nackte Wahrheit" kuratiert. "Er ist einer von vielen, die dafür infrage kommen."

Restitutionsfälle bis zum Jubiläum lösen

Ebenfalls gelöst sein soll zum Jubiläum die Restitutionsproblematik rund um Schieles Gemälde "Häuser am Meer". Allerdings habe er die "Komplexität der Situation" zunächst unterschätzt. So halte er es nun mit Barack Obama: "Yes, we can - but it takes time", sagte der Sohn des im Juni verstorbenen Museumsgründers Rudolf Leopold.

Diethard Leopold listete eine Reihe von Bildern auf, die von den im Haus tätigen unabhängigen Provenienzforschern als unbedenklich eingestuft worden seien. Die Rückgabe-Empfehlung der sogenannten Michalek-Kommission zu fünf Schiele-Werken aus der Sammlung Karl Mayländer "hat uns überrascht", gab er zu: "Wir werden dennoch diesen Gremiumsbeschluss respektieren und in Vergleichsverhandlungen eintreten." Im Fall Oskar Reichel fänden bereits Gespräche statt. Bei "Häuser am Meer" gebe es jedoch drei Erbengruppen und verschiedenste Interessen. "Es ist besonders schwer, diesen Fall mit einer 'fair and just solution' im Sinne des Washingtoner Abkommens zu lösen. Ich bin aber optimistisch, dass wir in einigen Monaten zu einer Lösung kommen werden."

Dieser Fall sei vermutlich der schwierigste. "Meine persönliche Einschätzung ist, dass es zu keinen weiteren bedeutenden Restitutionsentscheidungen kommen wird." Wo und wann im kommenden Jahr welche Werke aus der Stiftung Leopold versteigert werden, um den Vergleich im Fall "Bildnis Wally" zu finanzieren, stehe noch nicht fest, sagte Diethard Leopold. "Es ist eine Gratwanderung - in meinem Kopf ist diese Liste schon fertig."

Verkäufe aus der Sammlung zur Abdeckung von Schulden kämen hingegen keinesfalls infrage, versicherte der kaufmännische Direktor Peter Weinhäupl. Die durch stagnierende Subventionen ("2,76 Mio. Euro erhalten wir jährlich vom Staat, die andere Hälfte zum Budget erwirtschaften wir uns selbst") entstehenden Schulden aus dem laufenden Betrieb summierten sich jedoch allmählich. Obwohl man mit den Besucherzahlen "durchaus zufrieden" sei (man geht auch heuer von rund 300.000 Besuchern aus, genaue Zahlen wollte Weinhäupl nicht nennen), habe man einen zusätzlichen Finanzbedarf von 500.000 bis 700.000 Euro pro Jahr. Im Ministerium "stoßen wir nach wie vor auf taube Ohren. Man kann nicht ein Museum in die Welt setzen und es dann verhungern lassen." Eine Infora-Studie habe dem Museum bescheinigt, "dass hier äußerst wirtschaftlich und sparsam agiert wird". Das Jahr 2011 sei so programmiert, dass das Budget "im optimalen Fall ausgeglichen ist".

Jugendstil, Fotografie, Schiele und Nitsch

Das Ausstellungsprogramm 2011 startet am 21. Jänner mit einer Personale der 1933 in Wien geborenen Künstlerin Florentina Pakosta. Es folgen die Jugendstil-Schmuckausstellung "Glanz einer Epoche" (ab 25. Februar), wofür man mit dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt kooperiert, sowie "Magie des Objekts - Meisterwerke der Fotografie" aus den Sammlungen Andra Spallart und Fritz Simak (ab 10. Juni).

Das Jubiläum wird zunächst mit Egon Schiele gefeiert. "Wir möchten ihn natürlich ins Zentrum des Jubiläums stellen und ihn in diesem Haus neu präsentieren", sagte Diethard Leopold, der unter dem Titel "Melancholie und Provokation" Künstler und Kuratoren bitten möchte, einzelne Räume im Dialog mit Schiele zu gestalten: "Ich fände das eine spannende Auseinandersetzung, die über eine rein ästhetische Präsentation hinausgeht - ein work in progress." Bereits im März soll ein Egon Schiele Dokumentationszentrum im Dachgeschoß eröffnet werden. (Weinhäupl: "Keine Kopie des Research Centers des Belvedere!"), in dem ein bis zwei Tage wöchentlich Studien-, Lese- und Audiobereiche zugänglich sein werden.

Die zweite Jubiläumsausstellung (ebenfalls ab 22. September) ist der Sammlung Leopold 2 gewidmet: "The Excitement Continues". Ab 21. Oktober steht das zeichnerische Werk von Hermann Nitsch im Mittelpunkt einer Schau. Unter dem Titel "Strukturen" sollen Architekturzeichnungen, Partituren und Realisationen des Orgien-Mysterien-Theaters gezeigt werden, auch "Nitsch-Musik" soll dabei erklingen. Von 4. bis 8. Mai wird die Kunstmesse Art Austria im Leopold Museum stattfinden, der Vertrag läuft zunächst für fünf Jahre. Im Gustav-Klimt-Jahr 2012 (zum 150. Geburtstag), zu dem mehrere Wiener Museen Ausstellungen vorbereiten, will man sich ab Februar 2012 dem Thema "Reisen" widmen.


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