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Kultur 

Die Seele im Bild geöffnet

Das Rohnerhaus eröffnet eine Schau über Norbert Grebmer (1929Ö1983).

ARIANE GRABHER

Lauterach (VN) Wie man mit einem Mini-Budget ambitionierte Ausstellungen ausrichtet, hat man im Rohnerhaus längst demonstriert. Dass dabei auch immer wieder in Vergessenheit geratene Vorarlberger Künstler aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden, ist ein besonderes Verdienst des als Familienunternehmen geführten Privatmuseums. Mit der aktuellen Schau zum Feldkircher Maler Norbert Grebmer (1929 - 1983) ist in Lauterach wieder ein großer Coup gelungen.

Sehr spannend

"Mensch,Puppe,Landschaft und Stadt" fokussiert, unter kunsthistorischer Anleitung von Rudolf Sagmeister, die so genannten Kleisterbilder von Norbert Grebmer. Diese bilden nicht nur im Oeuvre des früh verstorbenen Künstlers einen sowohl qualitativen als auch quantitativen Schwerpunkt. Entstanden in den 50 er Jahren, als einer Phase, in der sich Grebmer intensiv seiner Kunst widmen konnte, zählen sie vielleicht auch österreichweit mit zum Spannendsten, was die Kunst dieser Zeit bietet.

Zusammengehalten von der Familie eines Künstlers, der als introvertiert galt, sich selbstkritisch gegenüberstand und sich bereits zu Lebzeiten im Ausstellungsbetrieb rar gemacht hat, wurden die Kleisterbilder bis dato schlicht zu wenig beachtet. Im Rohnerhaus wird ihnen nun wohltuend viel Platz eingeräumt.

Nicht heroisch

Nach zwei einleitenden Selbstporträts des Künstlers bilden die Menschenbilder einen ersten Höhepunkt. Von ungeheurer Ausdruckskraft und Konsequenz, verarbeitet Grebmer in ihnen die Ereignisse des Krieges und des Ungarn-Aufstands. Vor dem Hintergrund der Feiern von Freiheit und Unabhängigkeit, die in diesen Tagen in Österreich abgehalten werden, erhalten diese eindrücklichen, schwarz-weißen Bilder eine besondere Aktualität. Weder das Schöne, noch das Heroische ist ihr Thema, sondern vielmehr eine Art des Widerstandes, die der Maler in seiner Kunst in seiner Zeit ausgelebt hat.

Was wird aus mir?

"Das eine steht fest: Ich kann nichts längere Zeit konsequent verfolgen. Auf meine "graue Periode" ist eine Farbigkeit gefolgt, d.h. eigentlich eine Buntheit. Was wird noch werden aus mir?", lamentiert Norbert Grebmer in einem Brief 1954.

Was aus ihm geworden ist? Ein äußerst sensibel reagierender Maler, der sein Umfeld verinnerlichte und auf bewegende Weise seine Seele in seinen Bildern offenbarte und die Interaktion von Mensch und Natur zum Thema gemacht hat. Herausgekommen ist auch ein Werk, das durch seine große Spannweite besticht.

Durchdekliniert

Allein der präsentierte Ausschnitt, der die 50 er Jahre thematisiert, zeigt sehr schön, wie Grebmer seine künstlerischen Anliegen in Serien über die Jahre durchdekliniert: In den Menschen- bzw. Puppenbildern, pausbäckig und bedrohlich, lassen sich Puppen kaum von Kindern unterscheiden, Köpfe erinnern an primitive Plastiken, Bäume werden zu bizarr-kristallinen Formationen, Architektur reduziert sich auf ihre geometrisch-kubistischen Grundelemente und Landschaft wird expressiv erlebt.

Die Ausstellung wird heute, Samstag, 18 Uhr, eröffnet und ist bis 15. Oktober zu sehen, jeweils Mi bis Sa, 11 bis 17, Fr, 11 bis 20 Uhr.

Der Feldkircher Maler Norbert Grebmer im Atelier mit Arbeiten. (Foto: Sagmeister)

Stillleben von Grebmer. (Foto: ag)




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