"Wirf diesen Satz ins Wasser!" | |
Über die Arbeit von zwei Männern in einem Boot.
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Der bildende Künstler Klaus Krobath
wollte immer schon ein Projekt realisieren, "in dem Wort und Bild
ineinander verschmelzen". Nicht als Gegenüberstellung konträrer
künstlerischer Disziplinen, sondern als eine Einheit, deren
Entstehungsprozess sichtbar gemacht und nachvollziehbar bleiben sollte.
Freunde machen ihn dann auf Hans Eichhorn - Fischer, Dichter und Maler in
Personalunion - aufmerksam. Der wäre dafür der Richtige. Vielleicht. Das
erste Treffen. Keiner kennt den anderen. Gemeinsam entscheiden sie, das
Umfeld der Berufsfischerei in ihre Arbeit mit einzubeziehen. Dokumente aus dem See
Gemeinsamer Alltag Bei Tagesanbruch sitzt Eichhorn allein in seinem Bootshaus, der
"Garage", und schreibt. Seinen Berufsalltag teilt er mit Krobath. Auch im
Winter. "Manchmal war es saukalt, minus 20 Grad, und wir waren stundenlang
draußen am See. Oft sind wir einfach nur stumm dagesessen und haben die
Landschaft betrachtet." Einige Ausfahrten werden auch als "Tonspuren" dokumentiert. "Wir haben
den Klang des Attersees aufgenommen und die Gedichte, die der Hans am Boot
vorgetragen hat. Und er hat dann nachher immer gesagt, dass er seine
Stimme eigentlich nicht hören kann." (Krobath)
Bootshaus als Atelier Eichhorns Bootshaus wird zum Atelier. Gelblich-orange verwitterte
Bilder lehnen an den Wänden, die Zusammenarbeit ist eng. "Ich hab' im
rechten, unteren Eck gemalt, der Hansi hat links oben seine Gedanken dazu
notiert", erinnert sich Krobath. Eichhorn schreibt von dem, was ihn umgibt, was er sieht: die
geschlichteten Holzscheite an der Wand, die Spraydose, mit der Krobath
gerade arbeitet, die Algenspur auf dem Zeichenblatt, die Tischdecke, die
am Gartenzaun zum Trocknen aufgehängt ist. Gelegentlich halten beide den
Pinsel in der Hand. Ähnliche Arbeitsprozesse laufen parallel ab. Einer
streicht an Sätzen herum, verwirft sie, feilt an Formulierungen. Der
andere ist mit dem Blau nicht zufrieden, überlegt, welche Farbe besser
passen würde. Irritation Kundschaft, die herkommt um Fische zu kaufen, sieht sich irritiert im
Bootshaus um. Attersee ist keine Weltstadt, die Geschichte vom seltsamen
Treiben dort macht rasch die Runde. "Vielen hat das total getaugt, andere
haben sich gedacht, jetzt ist er endgültig übergeschnappt, der Hans",
erzäht Krobath. Der "Jäger" wird im Laufe der Monate zum Stammgast. "Jeden dritten Tag
ist er vorbei gekommen, hat Fische gekauft und Tipps gegeben. Meistens war
ihm zu wenig Rot auf den Bildern drauf." Bücher statt Kugelschreiber
Das Projekt soll - so beschließen die beiden - in Form eines Buches
dokumentiert werden. Das Land Oberösterreich erklärt sich bereit, einen
kleinen finanziellen Beitrag zu leisten. Zu klein. Krobaths Freund - er
besitzt ein Grafikbüro in Linz - springt ein. "Ich habe ihm gesagt, er
soll doch zu Weihnachten statt der 150 Kugelschreiber 150 Bücher
verschenken und das hat er dann getan." "Das Eintauchen Die Verwandlung
Die Tonfolge" wird in der "Bibliothek der Provinz" verlegt. Neue Ufer Den letzten Sommer verbringt Krobath (Jahrgang 1968) wieder bei
Eichhorn (Jahrgang 1956). Man geht gemeinsam fischen und versenkt wieder
Leinwände im Attersee. Dieses Mal bleiben die Bilder zwei Monate unter
Wasser. Sie werden grüner, weil sich die Algen besser setzen können. Klaus
Krobath denkt bereits an neue Projekte: "Man könnte die Leinwände auch im
Roten oder im Toten Meer auslegen, oder im Hudson River oder in der
Donau..." Tipps: "Hans Eichhorn/Klaus Krobath: Das Eintauchen Die Verwandlung Die
Tonfolge": vom 2. bis zum 23. Februar 2001 im Wiener Literaturhaus. Die Ausstellung basiert auf dem gleichnamigen Buch, das im Vorjahr in
der Bibliothek der Provinz erschienen ist. | ||||||||
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