Quer durch Galerien: Hubert Winter, Galerie Wolfrum, V & V
Besen sind unsere Brüder!
Von Claudia Aigner
Eine Frau hängt ihr Kleid in den Kasten, hat es aber
verabsäumt, sich das Kleid vorher auszuziehen, und baumelt da jetzt mit
dem Kopf nach unten im Schrank. Na ja, so was kann vorkommen. Besonders
bei Chantal Michel. Die besitzt nämlich die Fähigkeit, sich kreativst in
jeglichem Raum zu deponieren. Mit genialer Unbekümmertheit (und dem
Phlegma einer Ming-Vase). Die Schweizerin hat ein unglaubliches
Einfühlungsvermögen. Einmal ist sie bei den Besen untergetaucht und hat
sich mit denen regelrecht "verbrüdert" (mit einer Frisur, die jemanden
dazu inspirieren könnte, damit den Boden aufzukehren). Und sie scheint an
einem einzigen Nachmittag öfter ihre Kleider zu wechseln als eine
Schaufensterpuppe während ihrer ganzen aktiven Zeit, bevor diese also in
den Restmüll "hineinpensioniert" wird. Deshalb haben die skurrilen
Fotoarbeiten auch etwas von "alternativen" Modefotos. Michel ist
dermaßen anpassungsfähig, sie könnte vermutlich auch in einem Blumentopf
überleben (zumindest eine Fotoserie lang). Apropos Botanik. In den Fotos,
die bis 13. Oktober bei Hubert Winter (Breite Gasse Nr. 17) gezeigt
werden, komponiert sie sich unter anderem in den schmalen Lebensraum der
Topfpflanzen hinterm Fensterglas hinein. Und wenn sie sich gegen die
Scheibe quetscht (und in ihrem grünen Kleidchen wirklich sehr vegetarisch
aussieht), mutet das an wie der tragikomische Versuch einer Pflanze,
durchs Fenster ins Freie zu wachsen. In einem gekonnt abgehobenen Video
mit schwankender Kameraführung liegt Michel dann quasi wie Schneewittchen
im Glassarg, freilich in einem ungewöhnlich geräumigen Glassarg, den
jemand mit einem Dschungel "möbliert" hat (eine Art Terrarium in einer
U-Bahn-Passage). Der Titel "Jedem sein eigenes Paradiesli" ist angesichts
der täuschend echten Totenstarre ziemlich makaber. Die Sahara:
unendliche Weiten. Die Frau: unendliche Oberweiten. Die "Heiße Zeit" von
Hubert Fischlhammer (bis 29. September in der Galerie Wolfrum,
Augustinerstraße Nr. 10) hat also geradezu religiöse Dimensionen (auch
wenn die Oberweite, die da über der Sanddüne "erschienen" ist, vielleicht
doch nur die Körbchengröße B ausfüllt). Fata Morgana oder nicht (die Hitze
spritzt ja in der Gegend herum wie Popcorn während seiner Geburt im
Mikrowellenherd): Ein Fernsehprogramm ist jedenfalls auch da oben. In der
nassen Farbe bleibt nämlich gern was hängen, dann kommt die Erosion in
Gestalt eines Schwammes und holt das Papier wieder herunter. Die
Druckerschwärze bleibt aber da. Jedes Mal. Und da und dort ein Ästchen
oder ein Blatt. (Wenn die Natur quasi etwas liegen gelassen oder
weggeworfen hat, hebt der Fischlhammer es auf.) "Agadir": eine Delikatesse
in Weiß. Und das ganze Bild scheint der Reliquienbehälter für eine kleine
Muschel zu sein. Diese Mischtechniken sind sozusagen "Fundbüros" (sofern
auch die Zeit ein Fundbüro ist, wo üblicherweise niemand mehr etwas
abholt). Funde aus Zeitungen "verrotten" hier auf sinnliche Weise in der
Farbe. Gefundenes und Selbstgemachtes, Transparenzen, Muster: Es ist ein
Genuss, sich in die Bilder "einzugraben". Diese Bierflasche hat nur
noch dann mit Alkohol zu tun, wenn Blutalkohol durch das Handgelenk
fließt: Eva Dora Lamm (bis 20. Oktober bei V&V, Bauernmarkt 19) hat
nämlich Flaschenglas zu einem Armreifen verarbeitet, der so raffiniert
"ingenieurhaft" ist wie alle ihre Schmuckstücke. Etwa die Runen für
Installateure (so sehen die Broschen jedenfalls aus). Und Marga- reth
Sandström macht unmissverständlich klar: Auch der Hang zu natürlicheren
Formen (zur Erbsenschote etwa) schützt den Schmuck vor Perfektion nicht.
Erschienen am: 21.09.2001 |
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