Der New Yorker, der es in seinen Gemälden recht bunt getrieben hat, war ein Spätberufener, als es darum ging, gemeinsam mit Andy Warhol den Lauf der Kunstgeschichte zu verändern.
Als junger Künstler habe er „keinen Weg gesehen, einen neuen Weg zu gehen“, sagte Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder beim gestrigen Presserundgang. Den Abstrakten Expressionismus der Zeit empfand er als Sackgasse. Den Fluchtweg öffneten Comics, Cartoons und die Bilderwelt der Werbung, der Versandkataloge und der Branchenverzeichnisse, die Lichtensteins Stil beflügelten.
„Ich wollte schon immer den Unterschied zwischen einem Zeichnen, das Kunst ist, und einem, das nicht Kunst ist, begreifen“, sagte Roy Lichtenstein. Er ahmt den Stil der Werbeillustrationen nach und spielt mit dem Punktmuster der billigen Druckverfahren, das schließlich zu seinem Markenzeichen wird.
Konsumgüter, die des Kunstsinns unverdächtigen Comics und Kommerz-Symbole der US-Popkultur werden Themen seiner Kunst. Die auf drei Räume aufgeteilte Schau beginnt mit zwei Bildern von 1958, die Mickey Mouse und Donald Duck noch mit der Freiheit des Abstrakten Expressionismus verzerren und doch als Vorläufer seiner Pop-Art gelten.
Eine Vitrine birgt einige Vorlagen aus Zeitungsanzeigen und Schundheften, mit denen sich Lichtenstein von 1961 bis 1963 noch sehr reduziert beschäftigt, mit dem Blick auf die Linie, auf die formale Sprache.
Mit Filzstift und Lineal zieht er eine Couch aufs Papier, die er in einem Katalog sah. Warum? „Das Ding sieht so furchtbar aus und wirkt so schematisch und lieblos... Das musste ich einfach zeichnen.“
Hervorragend ist abzulesen, wie Lichtenstein mit seiner Technik experimentiert, um die Dinge – ein Steak, den Hot Dog, das Alka-Seltzer-Glas oder die Frau im Bad – auf den berühmten Punkt zu bringen, wie er von der Frottage zum Gitter zurückkehrt, Muster variiert und kombiniert. Mit minimalistisch gesetzten Strichen erzielt er große Effekte, etwa in seinem „Ice Cream Cone“.
Zum Schmunzeln, wie er den dynamischen Pinselstrich karikiert oder in Aspen bei einer Aktion einen Raum in einen zweidimensional erscheinenden Comic verwandelt. Spannend seine Landschaften, eine schöne Ergänzung die Gemälde. Punkt.
Zur Person: Eine Ikone der Pop-Art
Der am 27. Oktober 1923 im New Yorker Stadtteil Manhattan geborene Roy Lichtenstein ist neben Andy Warhol der bekannteste Vertreter der Pop-Art.
Der Kunstlehrer brach in den frühen 1960er Jahren mit den Traditionen der Malerei, indem er die Imitation der traditionellen Drucktechnik und Comic-Sprechblasen verwendete. 1961 gelang ihm mit dem Bild „Look Mickey“ mit Mickey Mouse und Donald Duck auf einem Bootssteg der Durchbruch.
Roy Lichtenstein starb am 29. September 1997 in New York an den Folgen einer Lungenentzündung.
Roy Lichtenstein – Black & White in der Albertina
Wo? Albertina Wien
Wann? bis 15. Mai 2011
Öffnungszeiten: täglich 10–18 Uhr, Mittwoch 10–21 Uhr
Führungen: Samstag, Sonntag und Feiertag 15.30 Uhr, Mittwoch 18.30 Uhr
Eintritt: Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren frei, Erwachsene 9,50, Senioren 8, Studenten 7 Euro
Katalog: 29 Euro
Info: Tel. 01/53483-0 www.albertina.at