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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
22. Oktober 2009
14:33 MESZ
 

Jef Geys' Installationsansicht in der  Bawag Foundation


Jef Geys' Verweigerungs-Ausstellung
Belgischer Künstler inszeniert Ver- und Wegsperren seiner Werke

Wien - Wer sein Land bei der Kunstbiennale in Venedig vertritt, der hat neben der Ehre durchaus auch die Aussicht auf gute Erlöse. Diesem Kunstmarktmechanismus verweigert sich der Belgier Jef Geys jedoch konsequent: Statt den Bonus der heurigen Biennale-Teilnahme zu nützen, hat er alle Werke aus jener belgischen Galerie, die ihn vertritt, genommen und bis 20. Dezember für eine Ausstellung in die Wiener BAWAG Foundation verschifft. Dort wiederum verweigert er sich den regulären Ausstellungsmechanismen: Die Werke sind in einem Nebenzimmer gelagert, das man nur durch eine Fensterscheibe betrachten kann, der große Ausstellungsraum hingegen ist fast leer.

Geys, einer der wichtigsten belgischen Künstler der Gegenwart, habe bei der Zusammenarbeit für seine erste Einzelausstellung in Österreich versucht, "alle gängigen Methoden und Regeln von Ausstellungen außer Kraft zu setzen", erzählte Foundation-Direktorin Christine Kintisch am Donnerstag bei einer Presseführung. Der 1934 in Leopoldsburg geborene Künstler setze sich in seinen Werken konsequent mit einem "Prozess" auseinander, der "nichts mit einem linearen Fortschritt zu tun hat", sagte Kurator Roland Patteeuw. Dabei befolge Geys nicht die traditionellen "Kategorien der Bewertung von Schönheit" aus der Kunstgeschichte, sondern erarbeite sich kompromisslos "jeden Tag aufs Neue eine Freiheit des Geistes".

"Machtstrukturen offenlegen"

Diese Freiheit definiert sich auch über die Zwänge des Kunstbetriebs. 1971 hat Geys die "effizienteste Methode" erforscht, ein Kunstmuseum in Antwerpen "in die Luft zu sprengen", und diese Recherche dann in einer Ausstellung in genau diesem Museum gezeigt. Er agiert immer noch aus einem Vorort von Antwerpen heraus und nicht aus einem der großen Kunstzentren, gibt keine Interviews, ist bei keinen Eröffnungen dabei und verweigert zumeist Kataloge zu seinen Ausstellungen; zur Wiener Schau jedoch gibt es einen, "Wien Vienna Wenen". Und auch große, zumeist pompös zelebrierte Retrospektiven sehen bei ihm anders aus als gewohnt: In der BAWAG Foundation zu sehen ist unter anderem die Dokumentation einer Retrospektive seines eigenen Werkes, die Geys in einem kleinen Kellerraum gezeigt hat.

Geys sei ein "sehr politischer Künstler", der sich nach einem gescheiterten Streik, an dem er 1971 beteiligt war, für zehn Jahre aus der Kunstwelt zurückgezogen hat, sagt Kintisch. Mit seinen Hinterfragungen der Mechanismen des Kunstmarktes will er "Machtstrukturen offenlegen". Für seine Kunst sei der Aspekt der Fragmentierung überaus wichtig, so Patteeuw, der das Werk von Geys seit Jahrzehnten begleitet. Nun ist in der BAWAG Foundation "die Ausstellungshalle leer und die Kunst versperrt", so Kintisch. Damit wende sich Geys, für den die Wissensvermittlung eine besondere Rolle spielt, auch an junge Künstler: Denn diese sollen die Mechanismen kennenlernen, "bevor sie mit der kommerziellen Welt in Kontakt kommen". (APA)

 

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