Die Kunst, online zu verkaufen
Internet-Galerie. Thomas Seywald erschließt im Web neue Käufer und vertraut ihnen grenzenlos.
Gerhard ÖhlingerSalzburg (SN). Wie viel Aufwand braucht es, um Besitzer eines Frühwerks von Gottfried Helnwein oder eines Gemäldes von Max Weiler zu werden? Kunstliebhaber sind ganze zwei Mausklicks von den begehrten Stücken entfernt. Der Salzburger Galerist Thomas Seywald ist mit seinem Kunst-Onlineshop art4public.com Vorreiter im gesamten deutschsprachigen Raum. Die Kundschaft der Plattform ist aber längst internationaler. Und größer, als sie in einer echten Galerie je sein könnte.
Als Internetnutzer der ersten Stunde erkannte Seywald frühzeitig das Potenzial des neuen Mediums für seine Branche. „Leider war das Internet damals, also vor zehn, zwölf Jahren, noch sehr langsam. Vor allem der Aufbau von Bildern war eine Geduldprobe“, erinnert er sich.
Erst als der Salzburger IT-Experte Wolfgang Grabs-Schrempf auf den Plan trat, wurde aus der Vision eines Onlinekunstmarkts Wirklichkeit. Der Techniker, seine Frau Andrea Grabs von webdesign-salzburg und Seywald gründeten art4public.com, laut Impressum „eine kundenorientierte Plattform für den Käufer, der nicht in Hunderten Galerien suchen will“.
Seywalds eigene Galerie ist dabei nur ein Nutznießer des Onlineverkaufs. An die 40 Galerien in Österreich, Deutschland und der Schweiz hat das Unternehmen allein im ersten Monat als Partner akquiriert. Als nächstes hat Seywald mit Konsulentin Silvia Fürst den englisch- und russischsprachigen Markt im Visier.
„80 bis 85 Prozent der Onlinekäufer sind Neukunden“, sagt Seywald, der alle zum Verkauf stehenden Werke aus seiner Galerie am Fuß des Rainbergs auch in den Verkaufsraum im Netz stellt. Nicht ohne Stolz preist er den Shop als „einfacher als Amazon“.
Wenn es ums Geld geht, stellt der Galerist alle Regeln des Internethandels auf den Kopf: Vorauskasse ist ebenso verpönt wie die Kreditkarte. „Das erspart die teure Verschlüsselung. Außerdem kommt man mit dem Kunden ohnedies in E-Mail-Kontakt, wenn es um die Lieferung geht“, erklärt Seywald.
Dieses Vertrauen sei noch nie enttäuscht worden. Mit einer Ausnahme, die aber leicht zu verschmerzen war: „Es ging um ein Buch, das damals 400 Schilling gekostet hat, und das war ein Kollege aus Kanada.“
Kunst online zu kaufen, ist also kinderleicht. Online zu verkaufen, das hingegen ist eine Kunst. Der Galerist sieht immer wieder schlimme Fehler bei anderen Kunst-Webseiten: „Galeristen denken oft nicht kundenorientiert. Interessierte werden durch fehlende oder schlechte Shopsysteme vertrieben. Und die größte Sünde ist es, keinen Preis zu nennen.“
Stichwort Preis: Der typische art4public.com-Kunde „testet“ manchmal die Plattform beim ersten Mal mit einem Kauf im niedrigpreisigen Segment, etwa einem Druck von Paul Flora, und kehrt später wieder, um groß zuzuschlagen. Und so werden auch Max Weilers „Manganblaue Berge“ von 1988 einen Käufer finden. Mit 65.000 Euro wäre es der bislang teuerste Verkauf.Internet: www.art4public.com