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20.03.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung
Neue Kunstmesse: Fine Art Fair Frankfurt
VON JOHANNA DI BLASI
Die erste "Fine Art Fair Frankfurt" überzeugte und verspricht viel.

Jetzt werden Kunstmessen sogar schon wie Motorradbräute angepriesen: Als "knackig und scharf" hat der Frankfurter Galerist Michael Neff seine frisch aus der Taufe gehobene "Fine Art Fair Frankfurt" (FAFF) beworben. Nichts erinnert mehr an die untergegangene Messe für junge Kunst namens "Art Frankfurt". Sie köchelte zuletzt auf lokalem Niveau.

"High & Low", das Leitthema der ersten FAFF, nimmt Bezug auf eine Ausstellung zu Werbung und Kunst in den 80ern. Freilich wird das "Low" in der Kunstwelt zumeist durch das "High" gefiltert. Dementsprechend sind nur tonangebende Galeristen und Newcomer in Frankfurt zugelassen worden. Einige, darunter Christian Nagel (Köln, Berlin) sowie Ursula Krinzinger und "Meyer Kainer" aus Wien, sind direkt von der New Yorker Armory Show gekommen. Immerhin knapp 50 von 75 Wunschgaleristen Neffs haben sich auf das Experiment eingelassen - und der Messe einen viel versprechenden Start beschert.

Die Österreicher stellen nach den Deutschen das zweitgrößte Kontingent: außer den schon Genannten sind Georg Kargl, Krobath Wimmer, Gabriele Senn und "Nächst St. Stephan" angereist. Voges & Partner aus Frankfurt zeigen eine One-Man-Show mit dem aus Wels stammenden Manfred Peckl. Er schafft aus zerschnittenen Landkarten und Atlanten flirrend-erotische Strandskizzen. Fast einmütige Begeisterung herrschte über die erstmals in dieser Form praktizierte "museale käufliche Ausstellung". Neff hat sich statt der üblichen "Hasenkästen" ein "offenes Runddorf wie in Lagos" gewünscht. Das Architekturbüro "Kühn-Malvezzi" - es gestaltet auch die "Viennafair" - schuf spannende Durchblicke und großzügige Freiräume.

Die Galerien präsentieren durchwegs One-Artist-Shows. Die Plastilin-Installation "Schlamassel" der österreichischen Global Player "Gelitin" zählt zu den auffälligsten Stücken. Sie kostet bei "Meyer Kainer" 145.000 € und wurde in einem Kindergarten "überarbeitet", das heißt zum Teil platt getrampelt. Die wuchernde Installation "Mor" von Jonathan Meese und Tal R gleicht einem pinkfarbenen Kulissen-Schloss und kostet bei Contemporary Fine Arts (Berlin) 495.000 €. Vor allem mit Kunst bis 10.000 € sind schon am Eröffnungstag gute Geschäfte gemacht worden. Beim hochpreisigen Segment hoffen Galeristen auf Bankkunden aus Frankfurt und Sammler aus Baden-Württemberg. Im Rahmenprogramm sorgte Santiago Sierra mit "The Punished" für Aufregung. Er lässt an unterschiedlichen Stellen der Stadt Vertreter der Kriegs- und Nachkriegsgeneration mit dem Gesicht zur Wand stehen. Anders als beim Eklat in der ehemaligen Synagoge in Stommeln, in die Sierra Autoabgase pumpen ließ, liegt die Provokation hier nicht so klar auf der Hand.

www. fineartfrankfurt.com

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