In den Fünfzigerjahren war er Drummer in verschiedenen Grazer Jazz-Formationen, während seiner Studienzeit in Wien und Berlin begann er sich mit Literatur zu beschäftigen und entwarf in den Achtzigerjahren eine beträchtliche Anzahl von Bühnenbildern. Mehrseitige Begabung und Experimentierfreude – gekennzeichnet durch thematisch und stilistisch höchst unterschiedliche Werkgruppen – weisen ihn als frühen Vertreter des postmodernen Künstlertypus aus.
Als "intellektueller Kroko" (Alfred Schmeller) setzte Pongratz sich von Beginn an mit wesentlichen künstlerischen Oppositionsfeldern des 20. Jahrhunderts auseinander: Wissenschaftlich-ethnologische Rückgriffe auf Urbilder der Stammeskunst sind dabei ebenso wichtig wie die Kunst der Geisteskranken. Sie zeigen die zeitgemäße Abwendung von einer mimetischen und abstrakten Kunstauffassung in Richtung eines eidetischen Modells innerer Erfindungen. Seine archaische Formensprache mit expansiver Gestik stehen Kinderkritzelei, Art-Brut, Graffiti und teilweise auch den Comics der Pop-Art nahe. Festlegen lässt sich seine künstlerische Auffassung jedoch nicht.
Die jüngste Serie "Sweet Home Vienna" verknüpft in schriller Buntheit, aber auch in monochromer Gestaltung Figurendarstellungen mit Wort- und Satzfragmenten. Zugleich ist diese Werkgruppe jedoch ein bissiger Kommentar gegen die sich priesterlich gebenden Experten der Kunstinstitutionen und ihre gläubigen Gemeinden. Wien, künstlerisch bespiegelt als Ort der Kleinkariertheit, in dem gerne international getan wird.
Vor allem diese allzu einseitige Vorliebe der Wiener Kunstszene für falsch verstandenen "Internationalismus" und die damit einhergehende verantwortungslose Vernachlässigung eines bedeutenden Teils österreichischer Entwicklungen, die sich zudem nach einiger Zeit als hellsichtige Vorwegnahmen herausstellen, wird von Pongratz kritisiert: "Aus Angst vor Provinzialismus holt man sich diesen lieber aus dem Ausland."
Daneben nehmen sich die seit dem Ende der Neunzigerjahre in seiner
dalmatinischen Lebenswelt entstandenen arkadischen Garten-Bilder als
heitere Gegenwelt der "bösen" Stadtansichten aus. Antike Autoren mit
ihren erotisch freizügigen Utopien einer Hirten- und Satyrwelt haben
ihn dabei genauso inspiriert wie Picassos Strandbilder nach Theokrit
aus den Fünfzigerjahren. Ergänzt wird die Schau mit einigen Skulpturen
aus Eisen, Holz und Kunststoff, die parallel zu seiner malerischen
Bilderwelt auf der Insel Korcula entstanden sind.
Peter Pongratz - Sweet Home Vienna
Neue Arbeiten 1998 – 2006
Oberes Belvedere / EG Ost
1. November 2006 bis 4. Februar 2007
Österreichische Galerie Belvedere
Prinz Eugen-Straße 27
A 1030 Wien
T 0043 (0)1 79557-134
F 0043 (0)1 79557-136
public@belvedere.at
http://www.belvedere.at
Öffnungszeiten:
Di bis So 10 bis 18 Uhr
Einlaß: bis 17.30 Uhr
Montag geschlossen