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04.05.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung | ||
Kritik Ausstellung: Was im Wald so lauert | ||
Alois Mosbacher, einer der Protagonisten des Malereiwunders der Achtzigerjahre, meldet sich in der Secession mit "Out There" eindrucksvoll als Maler zurück. | ||
E Jetzt sorgt er in der Secession für einen Knalleffekt.
Stellt sein eigenes Klischee als postmoderner Tierbildner, das des Hauses
als Kunsttempel, der die Künstler mit seiner klinischen Reinheit allemal
herausfordert, schließlich auch das der zentralen Ausstellungshalle als
dreischiffige Symmetriefalle radikal auf den Kopf. Und modelt letztere mit
Hilfe eines lindgrün angestrichenen, bald spitz-, bald stumpfwinkelig
verzweigten Stellwandsystems zum labyrinthischen Bilderparcours um, der,
gespickt mit 80 Leinwänden und Zeichnungen in teils riesigen Ausmaßen,
auch als Kulisse für einen imaginären Waldspaziergang taugt. Mosbachers Zyklus thematisiert den Wald in all seinen Facetten: den neumodisch-politischen, den mystischen, märchenhaften, ökologischen. Da stolpert man gleich beim Eingang über ein in seiner biederen Rustikalität schon wieder ulkiges Rucksackbild. Wird von ein paar Textinschriften getröstet ("don't worry!"), auf den Weg geschickt ("The wrong way", "The right way") oder ins Dickicht: "Leave the main road". Hüben blutet es grün aus einem Baum, drüben findet sich
feinziseliert gemalter Sperrmüll auf einer Lichtung. Ein paar Jungs
wandern mit Baseballkappen die Stellwände ab, jeder auf einer eigenen
Tafel, alle in die gleiche Richtung blickend. Und im Eck hockt neben der
romantischen Erscheinung einer vor Bäumen posierenden Braut eine gewisse
"Akemi"; einen Wurzelstock hinter sich, streichelt sie - den Sweater über
den Kopf gezogen - ihr Kaninchen. In die vermeintliche Idylle eingestreut sind Bilder der
Gewalt, teilweise in überdimensioniert schlanken, die Höhe der Stellwände
überragenden Formaten. Hier herrscht Gothic! Einer schwingt ein Schwert,
ein anderer baut sich als finsterer Kapuzenmann auf, ein dritter droht mit
der Motorsäge. Und ein Fixelement der Schau sind rätselhafte
Schlachtenbilder, die hinter den Ecken lauern. Sie zeigen erwachsene
Männer in Holzfällerhemden, die wie Ritter bei einem Turnier durch den
Wald hüpfen. Mosbacher verrät wenig, arbeitet vielmehr mit dem
utopistischen Potenzial des Waldes. Gelegentlich gibt es Hinweise auf
Fantasy-Spiele, sonderliche Aussteiger fallen einem ein, wie der
UNA-Bomber, und erinnern an einen neumodischen, im rechten Eck
beheimateten Rückzug in die Wälder. In der Hauptsache aber lädt er zum
freien Assoziieren ein. Spürbar ist, dass dem hier vermittelten Wald-Bild
und seinen schillernden Facetten vor allem mediales Wissen zu Grunde
liegt. Tatsächlich hatte Mosbacher für "Out There" mehrere Jahre lang
recherchiert, Bilder gesammelt, fotografiert. Als Hauptinformationsquelle
dienten ihm vor allem neue Medien, das gigantische, ungefilterte, mit
Datenmüll überfrachtete Bilderpool des Internet, Computerspiele, Filme,
Fernsehen. Woran Mosbacher aber bei aller Vagheit der Erzählungen
keinen Zweifel lässt, ist die enorme malerische Souveränität, mit der er
diese Bilder bewältigt. Jahrzehntelanges malerisches Gespür trifft sich
hier mit der Neugier eines Malers, der den Bildern der Zeit unablässig auf
der Spur ist. Die Stille der späten Neunziger Jahre hat ihm sichtlich gut
getan. Bis 20. Juni. Di.-So. 10-18h, Do. 10-20h. |
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