Maria Lassnig mit Rubenspreis ausgezeichnet

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Die österreichische Malerin Maria Lassnig (82) ist am Sonntag als erste Künstlerin mit dem Rubenspreis der deutschen Stadt Siegen ausgezeichnet worden. Die seit 1955 alle fünf Jahre verliehene und mit 5200 Euro dotierte Auszeichnung wird für ein "wegweisendes Lebenswerk" im europäischen Kunstschaffen verliehen. Verbunden mit der Ehrung ist eine heute eröffnete Retrospektive der Malerin im Siegener Museum für Gegenwartskunst. Bisherige Träger des Preises, der an den in Siegen geborenen Maler Peter Paul Rubens erinnert, sind u.a. Giorgio Morandi, Francis Bacon und zuletzt Lucian Freud.

Die Laudatorin Ursula Bode würdigte Lassnig im Rahmen des Festakts als "Grenzgängerin" und ihr Schaffen als "irritierend intensives Werk einer Realistin, die mit dem Realismus nicht zufrieden ist". Ihre "farbsinnliche und formal höchst bewusste Malerei", in deren Zentrum die rigorose Befragung der eigenen Identität und des Umgangs mit den Empfindungen des Körpers stehe, sei "sperrig, kantig und überaus verletzlich".

Maria Lassnig wurde am 8. September 1919 im kärntnerischen Kappel am Krappfeld geboren. 1941 wurde sie an der Wiener Akademie der bildenden Künste in die Meisterklasse Wilhelm Dachauer aufgenommen, die sie 1943 verlassen musste, weil ihre Bilder als "entartet" bezeichnet wurden. Ihr Studium schloss sie dann bei Ferdinand Andri und Herbert Boeckl ab. Die erste Einzelausstellung folgte 1948 in Klagenfurt. 1951 übersiedelte sie nach Wien. Dort gehörte sie mit Rainer, Mikl, Hollegha und Prachensky zum Kreis um Monsignore Otto Mauer, den kunstinteressierten Geistlichen und Gründer der Galerie nächst St. Stephan.

Bei mehreren Paris-Aufenthalten lernte sie u.a. den Surrealisten Andre Breton kennen, ließ sich von der "ecriture automatique" und dem Tachismus beeinflussen. 1968 übersiedelte sie nach New York, wo sie sich nicht nur mit Malerei, sondern auch erstmals mit Zeichentrickfilmen beschäftigte. 1980 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie als erste Malerin im deutschsprachigen Raum eine Akademie-Professur - an der Hochschule für angewandte Kunst - übernahm. Im selben Jahr vertrat sie - zusammen mit Valie Export - ihre Heimat bei der Biennale in Venedig. 1982 und 1997 folgten Einladungen zur documenta nach Kassel. Mit ihrem autobiografischen Animationsfilm "Kantate" nahm sie 1993 bei den Berliner Filmfestspielen für Österreich teil. Als erste bildende Künstlerin erhielt Lassnig 1988 den Großen Österreichischen Staatspreis. In diesem Jahr wurde sie bereits mit dem Roswitha Haftmann-Preis, einem der weltweit höchstdotierten Preise für bildende Kunst, ausgezeichnet.

Die Ausstellung "Maria Lassnig. Körperporträts" im Museum für Gegenwartskunst in Siegen präsentiert bis 1. September 40 frühe Gemälde und Zeichnungen aus den 50er und 60er Jahren, dazu 20 seit 1994 entstandene Gemälde und sechs Kurzfilme.

Link: Museum für Gegenwartskunst Siegen

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