VN Do, 17.1.2002

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Kunst und Militanz

Ausstellung in der Generali Foundation

Wien (VN, APA) Um das Thema "Militanz" tanzt die Ausstellung "Die Gewalt ist der Rand aller Dinge", bei der bis 21. April in der Generali Foundation in Wien die Beziehungen zwischen "Subjektverhältnissen, politischer Militanz und künstlerischen Vorgehensweisen" befragt werden.

Als erste Ausstellung des Jahres, die die Generali Foundation stets einem experimentellen Programm widmet, wurden für deren Gestaltung nicht Kuratoren, sondern Künstler - Alice Creischer und Andreas Siekman - geladen, die ihr Thema denn auch theatralisch entwickelten und die Besucher nach den am Boden markierten Zahlen zickzack durch den Raum schicken.

Erarbeitet haben Creischer und Siekman ihr Ausstellungskonzept vor dem Hintergrund der internationalen Proteste der Globalisierungsgegner und den Diskussionen der 90er Jahre zur Übertragung von politischem Aktivismus in Kunstinstitutionen - abseits der Agitprop-Romantik der 68er, ist doch auch der Anspruch, öffentlich im Namen anderer zu artikulieren und zu handeln, als Anmaßung obsolet geworden. Nach den Anschlägen des 11. September allerdings drohte, so die Ausstellungsmacher, "ein Verständnis für politische Militanz zwischen die Mahlsteine von Terror und staatlichem Gegenterror zu geraten. Gerade Letzteres bestärkte uns nach einer Bedenkzeit, unser Vorhaben durchzuführen".

Die Ausstellung setzt "historisch" an mit Fotografien der Pariser Commune 1871 und sie stellt auch programmatisch die Bildstatistiken von Gerd Arntz an den Anfang, der zu Beginn der dreißiger Jahre von Otto Neurath zur Mitarbeit an der "Wiener Methode der Bildstatistik" eingeladen worden war.

Freiheit?

Von hier kann eine Spur zu Gerard Fromanger gezogen werden oder eine ganz andere zur Grupo de Arte Callejero aus Argentinien, welche die Tragödie des Landes in Straßenverkehrszeichen erzählt, aber auch zu den Comics von Seth Tobocman über die Kämpfe urbaner Quartiersbewohner gegen die Häuserspekulation. Thomas Kilpper zeichnet subjektive Städtpläne bzw. Stadtporträts, während Dierk Schmidt klas- sische Fragen der bürgerlichen Kunst neu formuliert und die "Freiheit" von Delacroix und Gericaults "Floß der Medusa" in aktualisierten Sujets - Nike-Werbeclib der brasilianischen Fussballmannschaft und Havarie eines überladenen Flüchtlingsschiffs - darstellt.

Zum tieferen Eindringen ins stark diskurslastige Thema wurde ein reiches Vermittlungs- und Begleitprogramm erarbeitet. Das Erscheinen des Katalogs zur Ausstellung wird für März angekündigt.




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