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quartier21: Modezentrum, extra light

05.09.2009 | 18:29 | von Ulrike Weiser (Die Presse)

Alles neu im Herbst? Mit der Fashion Week, neuem Shop und Ausstellungsprogramm soll sich das quartier21 des Museumsquartiers auch als dezentes Modezentrum etablieren.

Im quartier21 ist schon länger etwas anders. Um es zu merken, muss man aber gut aufpassen. Und außerdem ein paar Schritte zurücktreten, damit man auch lesen kann, was quer über die Fenster des Transeuropa-Trakts (das ist der in Mariahilfer-Straße-Nähe) in Leuchtschrift blinkt: modequartier21.

Falls Sie dazu jetzt keine konkreten Assoziationen haben, keine Sorge: Sie sind nicht allein. Denn auch wenn der Begriff in den vergangenen sieben Jahren durch das – wie Polemiker es nennen – „Subkultur-Labyrinth“ des Museumsquartiers irrte, richtig definieren konnte ihn bislang keiner. Zwei, drei Modegeschäfte plus zwei große Modeveranstaltungen pro Jahr ergeben nun mal keine runde Summe, sondern bleiben, wenn auch hübsche, Einzelteile. Was sich aber ändern soll. Nachdem sich 2006 im gegenüberliegenden Trakt mit dem QDK, dem Quartier für Digitale Kultur, ein greifbares Zentrum für Virtuelles organisiert hat, soll Ähnliches auch für die Modeszene passieren. Wenn auch zunächst nur sehr dezent: „Wir machen das sicher nicht mit der Brechstange“, sagt MQ- und q21-Chef Wolfgang Waldner, der das Vorhaben auch „nicht an die große Glocke hängen“ will.


Mehr internationales Flair. Schade eigentlich (zumindest Letzteres). Denn ein Modezentrum, eine dem breiten Publikum offen stehende, kontinuierliche Anlaufstelle für eine über Shopping hinausgehende Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Mode gibt es in Wien nicht. Wer etwa ordentliche Ausstellungen zum Thema sucht, wird fast immer auf die Historie verwiesen oder auf die Sammlung der Modeschule Hetzendorf. Nett, aber von dem, was z.B. das Museum des Fashion Institute of Technology in New York (zum Vergleich: www.fitnyc.edu) bietet, ist das dann doch weit entfernt. Insofern ist der erste Punkt des Plans zur Aufwertung der Mode im q21 ein zumindest sehr gut gemeinter: So sind künftig mehr und mehr internationale Modeausstellungen geplant. Ein aktuelles Beispiel liefert derzeit das multimediale Projekt „The Vienna Fashion Observatory“, für das Bloggerstars Wiener Modealltag dokumentieren.

Neue Show, neuer Shop. Was Punkt zwei bringt, wird man hingegen erst in ein paar Wochen genauer wissen: Im Anschluss an die Blogger debütiert am 24.September die MQ Vienna Fashion Week (s.Kasten). Die Veranstaltung ist der erwachsener gewordene Nachfolger der modequartier21 Fashion Weeks,die Designerin und Shopbesitzerin Maria Oberfrank seit 2006 im q21 abhielt. Mit Organisatorin Elvyra Geyer und Zigi Müller (Produktion) will sie nun jenes Designersegment abdecken, das zwischen der Verkaufsmesse Modepalast (ebenfalls im q21) und dem Fashion-Festival von Unit F offenbleibt: „Das Ziel wäre, die Fashion Week so zu etablieren, dass tatsächlich Einkäufer kommen.“

Dort, wo während der Fashion Week der „VIP-Raum“ ist, wird jedenfalls Neues entstehen. Anfang Oktober eröffnet der Onlinemodeshop Styleaut seine plexiverglaste physische Niederlassung. Der Zeitpunkt, sagt Gründer Boris Berghammer, sei bloß „glücklicher Zufall“. Sein Konzept: Neben Verkauf will man sich auch der Theorie widmen (immerhin betreibt Berghammer auch ein gleichnamiges Onlinemagazin) und die Ausstellungen thematisch ergänzen. Das aber war es dann auch schon mit den Neuzugängen. Denn der Plan eines Austrian Fashion Store, für den auch das q21 im Gespräch war, hängt mangels Betreiberinteresse noch immer in der Warteschleife. Und die bestehenden q21-Modeläden „Combinat“ und „boutique gegenalltag“ ziehen nicht ins eigentliche Modequartier, sondern bleiben, wo sie sind, im QDK-Bereich.

Überhaupt: Mit den Räumen ist es im schmalen q21-Schlauch nicht einfach. Einige wie Arena oder Ovalhalle müssen als Cashcow für kommerzielle Veranstaltungen freigehalten werden. Andere wurden jetzt kurzerhand geräumt. Unfreiwillig. Vergangene Woche musste etwa Georg Hitzenberger, Betreiber der Play.fm Lounge, trotz Proteste auf Facebook ausziehen (s. S.14). Der prominente DJ-Treff, an dem live Webradiosendungen aufgenommen wurden, wird zur Ausstellungsfläche. Wie ernsthaft man sich um Ersatzstandorte auf dem Areal bemüht hat, ist offen: Der künstlerische Leiter des q21, Vitus Weh, sagt, er bedaure, dass man nichts gefunden habe. Hitzenberger meint: „Die Angebote waren nicht ernst zu nehmen.“ Er ist auf Suche nacheiner neuen Bleibe, vorläufig müssen die Sendungen in einem Club oder einer Bar aufzeichnet werden. Warum er gehen musste, darüber rätselt Hitzenberger immer noch: „Es hat immer geheißen, man schätzt unser Projekt. Andererseits sind wir eben weder beim QDK noch bei der Mode“. Sondern eventuell – ganz dezent – mal eben zwischen die Stühle gerutscht.


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