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Design Week: Die Zukunft des Designs? Ein Schwamm!

02.10.2008 | 18:55 | ULRIKE WEISER (Die Presse)

Freitag startet die „Vienna Design Week“. Ein Kinderschwerpunkt widmet sich dem Thema Bildung und Design.

Wien. Wie sieht die Zukunft des Designs aus? Dieser Frage geht die heute, Freitag, startende „Vienna Design Week“ nach („Die Presse“ ist Medienpartner). Branchenstar Karim Rashid spricht zum Auftakt über „Future Design Thinking“. Wobei er wohl nicht zu folgendem Schluss kommen wird: Die Zukunft, sie ist ein Abwaschschwamm.

Und doch stimmt es. Genauer gesagt ist sie ein Sack voller Schwämme, den James Skone und seine studentischen Mitarbeiter in heimischen Klassenzimmern ausleeren. „designmobil“ nennt sich das Projekt, das James Skone, leitender Ausbildner von Designpädagogen (vulgo Werkerziehern) an der Universität für angewandte Kunst Wien, vor einem Jahr gründete und das Teil des heurigen Kinderschwerpunkts der „Design Week“ ist. Dabei sollen Schüler anhand von Alltagsgegenständen lernen, wie Designer denken. Das heißt: nicht hübsche Formen zu finden, sondern Ansprüche an Produkte und Lösungen zu definieren.Bei den Schwämmen etwa lautet die Aufgabe: Benütze sie so, wie sie noch nie benützt wurden. Ein weiteres Experiment ist „Muno“: Hier muss für die dreifingrigen Bewohner des Planeten Muno Essbesteck hergestellt werden.

Skone will damit einen Kontrapunkt zum rein technischen Werkunterricht setzen. Denn anders als in Großbritannien, wo Design & Technology schon lange Maturafach ist, kommt die Ausbildung in heimischen Schulen recht traditionell daher. „Erst seit ein, zwei Jahren“, sagt Skone, „gibt es eine neue Generation von Pädagogen, die mehr will.“ Und von einem interdisziplinären Designunterricht mit Physik und Chemie träumt.

Zumindest in den berufsbildenden Schulen gibt es auch konkrete Ansätze: So plant man im Bildungsministerium Design-„Nachschulungen“ für die Fachlehrer in HTL-Werkstätten. Eine Kooperation mit der englischen Kingston-Universität, so berichtet Werner Timischl, zuständiger stellvertretender Sektionsleiter, läuft schon.

 

Merken das Zweijährige?

All das, sagt Skone, sei wichtig, „nicht nur, um mündige Konsumenten zu formen, die zwischen gutem und schlechtem Design unterscheiden“. Sondern um die Jungen auf die veränderte Branchenwelt, in der Design eine große Rolle spielt, vorzubereiten – und den Fakt, dass man heute den eigenen Job oft selbst kreieren muss.

Und je früher mit der Design-vermittlung begonnen werde, desto besser, meint Elisabeth Menasse-Wiesbauer, Direktorin des Kindermuseums Zoom. Dessen Kleinkinderbereich „Ozean“ wurde vom Designbüro Zee gestaltet. Merken das Zweijährige? „Sie merken, dass das Ambiente anders aussieht als ihre gewohnte Umgebung. Die ungewohnten Objekte regen ihre Fantasie an.“ Wobei, so die Direktorin, die sich eine Designschau für ihr Haus wünscht, gut designtes Spielzeug generell noch selten sei. Leider.

Aber: Es wird. Der Markt dafür sei da, ist Lilli Hollein, eine der Organisatorinnen der „Week“ überzeugt. Zumindest der für museale kindergerechte Designvermittlung ist es. Seit 14 Jahren bietet das MAK mit „Mini-MAK“ Führungen für Kinder ab vier an – mit steigender Nachfrage. Ob das den gesamtgesellschaftlichen Status quo widerspiegle, lasse sich schwer sagen, gibt Gabriele Fabiankowitsch, zuständig fürs MAK-Bildungsprogramm, zu: „Zu uns kommen meist Kinder, deren Eltern das Thema wichtig ist.“ Da höre man oft in der Ausstellung: „Das kennst du ja von daheim“. Und nein, von Abwaschschwämmen ist dabei nicht die Rede.


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