Gustav Klimts berühmte "Goldene Adele" hat
einen neuen Besitzer: Der Kosmetik-Hersteller, Kunstsammler und ehemalige
US-Botschafter in Österreich, Ronald S. Lauder, hat das Anfang dieses
Jahres restituierte Bild um 135 Millionen Dollar für seine "Neue Galerie"
in Manhattan erstanden. Es ist somit das weltweit teuerste verkaufte
Gemälde.
VON IRENE JUDMAYER
"Ein Klimt mehr wert als ein Picasso? Das kann ich mir nicht
vorstellen", hatte eine Kunst-Expertin noch Anfang des Jahres gemeint.
Damals, als nach dem Restitutions-Urteil zugunsten der Erbin Maria Altmann
die Preis-Diskussionen ihren Höhepunkt erreicht hatten. Zentrales Werk des
langjährigen Rechtsstreits der Republik Österreich gegen die
Bloch-Bauer-Erbin: Das 1907 gemalte Bildnis "Adele Bloch-Bauer I", die
Dame in Gold.
Schätzung war realistisch
In der Liste der international meist reproduzierten Gemälde rangiert
diese Ikone österreichischer Kunstgeschichte schon längst an vorderster
Stelle. Sie ziert Nippes und Verpackungen, Feuerzeuge, Seidentücher und
andere Accessoires.
Die Experten-Schätzungen für das Original lagen zu Jahresbeginn
zwischen 70 und 144 Millionen Dollar. Realistisch: Denn mit rund 135 Mio.
Dollar (106,7 Mio. Euro) wurde nun für die "Goldene Adele" mehr gezahlt,
als je zuvor für ein Bild. Eine Summe, die die Republik Österreich nicht
aufbringen wollte/ konnte.
Als "eine Erwerbung, die man nur einmal im Leben mache", und einen
"Schlüsselmoment" für seine "Neue Galerie" in New York bezeichnete
hingegen Ronald S. Lauder den Kauf. Große Freude auch bei Renée Price, dem
Direktor der Neuen Galerie: "Als geborener Wiener hatte ich das Glück,
dieses außergewöhnliche Bild häufig im Belvedere zu sehen. Dieses Gemälde
ist für uns so wichtig, wie die 'Mona Lisa' für den Louvre."
Die Eröffnung der "Neuen Galerie" in New York galt übrigens als das
erste gesellschaftliche Ereignis nach dem Terroranschlag am 11. September
2001. Rund zwei Monate später sperrte das exklusive Privatmuseum auf.
Lauder hatte es noch gemeinsam mit dem verstorbenen Kunstsammler Serge
Sabarsky gegründet. Die beiden trugen exquisite Sammlungen zusammen, die
Lauder in seiner Zeit als amerikanischer Botschafter in Wien um wichtige
Exponate erweiterte.
40% an den Anwalt
Die Neue Galerie liegt an Manhattans Museumsmeile in einem
hundertjährigen Palais entlang des Central Park und beherbergt deutsche
und österreichische Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Der "Adele"-Abschluss sei mit Hilfe des Auktionshauses Christie's
bereits vor einigen Wochen getätigt worden. Rund 15 Seiten soll der
Kaufvertrag umfassen. Altmann-Anwalt E. Randol Schoenberg nennt es "einen
fairen Preis". Schoenberg selbst sei mit 40 % am Verkauf beteiligt, da er
den Prozess gegen die Republik Österreich gewonnen hat.
Der Wert der restlichen vier restituierten Klimt-Gemälde wird "zwischen
100 und 150 Mio. Dollar" geschätzt. Über ihren Verbleib sagt Adele-Erbin
Maria Altmann: "Vielleicht wird sich nach der Ausstellung in der Neuen
Galerie auch Christie's um sie kümmern."
Ronald S. Lauder, ehemaliger US-Botschafter in Österreich, kaufte
Klimts "Adele Bloch-Bauer I" für sein New Yorker Kunstmuseum.